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Warum pflegen wir Gebiete?

Bericht von Ruedi Peter

Die natürliche Vegetation in Mitteleuropa ist ursprünglich Wald, in tiefen Lagen mit ausgeglichenen Verhältnissen meist Buchenwald, in Berglagen Tannen- oder Fichtenwald. Ohne Pflege entwickeln sich Gebiete zu dieser Vegetation. Man spricht von Sukzession. Das ist die natürliche Weiterentwicklung zu einem Wald. Dann hört die Entwicklung auf. Die Vegetationsform wird stabil und ändert sich nicht mehr auf natürliche Weise. Das Klimaxstadium ist erreicht. Wiesen sind nicht natürlich, sie verschwinden rasch, wenn wir sie nicht pflegen. Wir müssen versuchen, die Sukzession aufzuhalten. Deshalb entfernen wir Gebüsch und Wald, deshalb mähen wir Wiesen, entfernen Bäume und pflegen Hecken. Weil viele Orchideen Licht und Wärme liebend sind, ist die Biotoppflege ebenfalls notwendig. Orchideen sind Indikatoren (Anzeiger) für ein Gebiet. Wo viele Orchideen wachsen, hat es auch viele andere Lebewesen, z. B. Spinnen, Insekten, Reptilien, Vögel, andere Pflanzen usw.
Wir müssen aber auch Hecken unbedingt stehen lassen und pflegen, denn Hecken und Feldgehölze erfüllen wichtige ökologische und landschaftsästhetische Funktionen:

•    Sie bremsen den Wind und hemmen dadurch die Winderosion.
•    Sie setzen die Verdunstung des Bodenwassers herab und tragen zur Erhöhung der Bodenfeuchtigkeit, der Taubildung und der Niederschläge bei.
•    In ihrem Wurzelbereich halten sie das Niederschlagswasser länger zurück und geben es langsam durch die Blätter wieder ab, was zur Erhöhung der Luftfeuchtigkeit und damit der Taubildung beiträgt.
•    An Steilhängen und Kulturterrassen verhindern sie Rutschungen, entlang von Fliessgewässern bremsen sie die Wassererosion.
•    Sie sind Träger einer grossen pflanzlichen und tierischen Artenvielfalt und bilden für viele Organismen Refugien und Stützpunkte.
•    Die tierische Artenvielfalt stabilisiert das ökologische Gleichgewicht; sie trägt zur Verhinderung von Schädlingsplagen bei.
•    Buschgruppen, Hecken und Feldgehölze verschönern das Landschaftsbild.
•    Als Zeugen früherer Wirtschaftsformen sind traditionelle Heckenlandschaften heimatkundlich wertvoll.

Ein Gebiet mit wenig Hecken ist z. B. das Gebiet Burgstetten in Wölflinswil. Hier kann der Wind voll wirken, im Winter v. a. die Bise. Deshalb hat es im Gebiet eigentlich nur wenige Orchideen, wenn man es mit anderen benachbarten Gebieten vergleicht. Eine Hecke entlang der Kuppe im Norden könnte hier Wunder bewirken.
Hecken sind wichtig für viele Orchideen. In ihrem Schutz wachsen sehr gerne Himantoglossum hircinum (Bocksriemenzunge), Aceras anthropophorum (Ohnsporn) und viele andere. Hecken müssen deshalb unbedingt erhalten und gepflegt werden.
Ebenso sind Lesesteinhaufen und Natursteinmauern wichtig für viele Tiere, insbesondere für Reptilien, aber auch für viele Insekten. Die Lesesteinhaufen müssen erhalten und gepflegt werden. Man muss sie von Vegetation befreien, umstehende Büsche müssen entfernt werden. Voll besonnt sind sie sehr wertvoll für viele Tiere und Pflanzen.
Welche Alternativen gibt es zu unserer Pflege?
•   Abbrennen und Beweidung. Abbrennen ist aus gutem Grund verboten. Es braucht viel Kenntnis, wenn man ein Gebiet abbrennen will, sonst erleiden kleine Tiere (Insekten, Reptilien) grossen Schaden.
•   Beweidung. Beweidung mit Rindern, Schafen oder Ziegen kann eine andere Möglichkeit sein. Dazu eignen sich v. a. grosse Gebiete. Aber Beweidung ist aufwändig. Die Tiere müssen bewacht und das Gebiet muss eingezäunt werden, besonders Ziegen sind Ausbruchsmeister. Zu grosses Rindvieh zertritt zu viel.
Es gibt somit kaum Alternativen zu unserer Pflege-Arbeit.

Literatur

LÜTHI, R. (2003): Reinacher Heide, Reihe Natur im Baselbiet, Exkursionsführer durch Naturschutzgebiete des Kantons Basel-Landschaft, Heft 5. Liestal.
PETER, R. (2002): Pflege nach Mass, ORNIS - BirdLife Schweiz, Heft 2

Internet

http://texfa.unige.ch/perso/staf/notari//arbeitsbl_liestal/Oekologie.html

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Aktualisiert 30. 03. 2010

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