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Orchideen und Pflanzensuche im Chästel

Bericht von Ursula Lienhard & Albert Kurz


Am 20. April 2007 eröffneten wir den Reigen der Besuche im Chästel. Das Gebiet im Besitz der AGEO besteht aus einer Wiese und einem Stück Wald. Schon im März besuchten einige Mitglie­der der AGEO den Chästel und suchten Orchideenrosetten. Ein Teil der Rosetten wurden damals markiert. Wir waren also recht gespannt, was wir antreffen werden.
Gleich am Anfang verschwand ein Wiesel im Gebüsch. Wir stellten fest, dass die Vegetation schon recht weit, aber der Boden recht trocken war. Die Wiesenprimel war in voller Blüte. Veilchen hatte es in diesem Jahr nicht so viel. Die Orchideen machten uns schon eine grosse Aufwartung. Ophrys araneola stand in Vollblüte mit sehr vielen grossen Pflanzen. 252 Stück konnten wir zählen. Die Helmorchis zeigte Knospen und auch schon einige  aufblü­hende Pflanzen. An Fliegenorchis - Ophrys insectifera - fanden wir 5 aufblühende Pflanzen. Vom grossen Zweiblatt hatte es schon viele Pflanzen mit Knospen. Eine Überraschung war der Fund einer recht grossen Zahl von Natternzungen - Ophioglossum vulgatum.
Im Waldstück, das sehr steil ist, fanden wir 90 Orchis mascula. Nur eine Pflanze der Spinnenragwurz war hier zu finden. Dafür blühten schon einige Exemplar des Grossen Zweiblattes.
Am 4. Mai stand ein weiterer Besuch auf dem Programm. Die Wiese war sehr schön anzusehen, obwohl es sehr trocken war. Viele Pflanzen des Grossen Zweiblattes waren verwelkt oder ver­trocknet. Auch die Fliegenragwurz war nicht mehr zu finden. Die Helmorchis – Orchis militaris brachte es immerhin auf 72  blü­hende Pflanzen. Sogar 2 Pflanzen vom Schmalblättrigen Waldvö­gelein fanden wir. Eifrig bestimmten wir andere Pflanzen. Der Zottige und der Kleine Klappertopf kamen in recht grosser Anzahl vor. Ein Zeichen, dass die Wiese ziemlich mager ist. Die Knäuel­glockenblume und das Immenblatt, letzteres mehr im Wald, waren ziemlich viel vertreten. Im Wald fanden wir 63 Pflanzen vom gros­sen Zweiblatt - Listera ovata - fast gleichviel, wie in der Wiese (70 Pflanzen) alle blühend.
Zwischendurch kreiste ein Rotmilan über uns. In der Wiese fan­den wir eine Eichblatt-Radspinne. Über der Wiese schwebten Bläulinge und andere Insekten. Im Waldstück hat es viel Salomonssiegel und ganz oben an der Waldstrasse verbreiteten Maiglöckchen ihren Duft.
Auf dem Rückweg zum Postauto stellten wir grosse Risse auf der Weide fest, ein deutliches Zeichen der grossen Trockenheit.
Der 30. Mai war wohl der Höhepunkt der Orchideenblüte. Ana­campis pyramidalis 80 Pflanzen, davon zwei rosablühend, mach­ten uns ihre Aufwartung. Weiter zählten wir 30 Dactylorhiza fuch­sii. Bei den Platanthera war es hingegen ziemlich schwierig, denn jede Blüte mussten wir genau ansehen. Die Zählung ergab 40 Platanthera bifolia und 28 Platanthera montana. Im Wald fan­den wir weitere blühende Orchideen: 22 Dactylorhiza fuchsii, 22 Gymnadenia conopsea, 4 Platanthera bifolia.
Teilweise wurde die Wiese vom blühenden Färberginster be­herrscht, der schon von der Postautohaltestelle zu sehen war. Die Rapunzelglockenblume machte uns ihre Aufwartung. An Brunellen sind die Grossblütige und die Gemeine vertreten. Das Nordische Labkraut ist schon am abblühen. Im Lauf des Besuchs sahen wir einen Buntspecht. An Insekten fielen uns vor allem die Pracht­libelle sowie das Blutströpfchen auf.
Am 20. Juni stand der nächste Besuch an. Erstaunlich, jedes Mal zeigt sich hauptsächlich die Wiese in einem andern Blütenkleid. Auf der Wiese fanden wir keine Orchideen mehr. Für Epipactis­arten war es offensichtlich eine Zeitlang zu trocken. Einige der blühenden Pflanzen: Kriechende Hauhechel, Dornige Hauhechel, Wiesenplatterbse, Bunte Kronwicke, Mittlerer Klee – Trifolium medium (eine eher seltene Kleeart), Wiesen­flockenblume, Schmalblättrige Flockenblume, Skabiosen­flockenblume, Knollige Kratzdistel, Weidenalant, Waldwitwen­blume, Feldwitwenblume, Gemeine Skabiose, Glänzende Skabiose, Rundblättrige Glocken­blume, Gemeiner Odermenning, Gemeines Johanniskraut. Beim Pflanzensuchen entdeckten wir auch eine Krabbenspinne.
Im Waldstück fanden wir dann noch 40 Gymnadenia conopsea etwas später blühend. Eine einzige Epipactis mülleri knospend fanden wir nach längerem Suchen doch noch. Weitere Pflanzen im Waldstück: Ackerglockenblume, Edelgamander, Ästige Gras­lilie, Wirbeldost, Echte Goldrute. Was nicht so gut ist, dass es einen ziemlich grossen Bestand des Adlerfarns gibt.
Schon beim letzten Besuch suchten wir nach Gymnadenia odora­tissima und auch diesmal erfolglos. Im Grundstück nebenan fan­den wir dann einige Pflanzen.
Der Sommer geht weiter.
Am 17. Juli statten wir dem Chästel dieses Jahr den letzten Be­such ab.
Es hat nun ziemlich viel Gras, vor allem im unteren Teil der Wiese. Wie schon beim letzten Besuch schwirrten Prachtlibellen umher. Die Wiese hat nun ein Sommerkleid angezogen mit Pflan­zen, die später blühen. Dazu gehören: Luzerne, Ästige  Graslilie, Kalkaster, Golddistel, Hirschwurz, Dürrwurz, Wegwarte, Kleine Bi­bernelle. Das Jakobskreuzkraut ist auch zu finden. Ein Kraut, das giftig ist, auch im trockenen Zustand und für die Landwirtschaft zu einem Problem werden könnte.
Die Besuche sind nun für dieses Jahr vorbei. Das Jahr war für ei­nen Teil der Orchideen nicht so gut. Nach ein paar weiteren Arten haben wir gesucht, aber nichts gefunden. Vielleicht gibt es in einem anderen Jahr wieder mehr.
An anderen Pflanzen sind nur ein Teil der vorkommenden Pflan­zen genannt. Die meist nur deutschen Namen stammen aus der Flora Helvetica. Über 70 Arten haben wir bestimmt, was aber sicher nur ein Teil der vorkommenden Arten ist. Auch an Ge­hölzen gäbe es eine ansehnliche Liste.
Da das Gebiet zum Teil sehr warm und trocken ist, gibt es auch viele Insekten. Dafür braucht es aber weitere gute Kenntnisse und vor allem Zeit.
Das Gebiet Chästel ist ein Stück schöne Natur. Jeder Besuch bringt etwas Neues zum Beobachten und macht immer Freude.

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Aktualisiert 05. 03. 2009

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