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Der Weg zu besseren Blumenfotos

Text: Werner Annaheim


Vorwort

„Sie brauchen bloss abzudrücken, den Rest erledigen wir“. So lautet der Slogan eines renommierten Filmeherstellers und will uns suggerieren, wie leicht es ist, gute Fotos zu produzieren. Wenn die Aussage stimmen würde, warum denn werden jedes Jahr Millionen von Bildern hergestellt, die das Papier nicht wert sind, auf dem sie geprintet sind? Nur all zu oft kann man aber Fotografen beobachten, die nach diesem Prinzip ihre Bilder „gestalten“ und im Nachhinein wohl ob der schlechten Resultate enttäuscht sind. Und Hand aufs Herz: hat nicht jeder von uns bei Gelegenheit auch schon Ähnliches erlebt?
Wir Blumenfreunde sind bestrebt, unser interessantes Hobby in Bildern festzuhalten, die später uns selbst und andere erfreuen sollen. Aber wie oft kommt es doch vor, dass wir mit unserem Produkt nicht zufrieden sind, weil das Bild einfach nicht widerspiegelt, was wir gesehen und erlebt haben, oder weil wir bei der Gestaltung Fehler begangen haben. In den meisten Fällen landet der Abzug oder das Dia dann im Papierkorb.
Der Wunsch nach besseren Fotos ist bei uns Fotografen fast allgegenwärtig, ohne dass man aber oft konkrete Vorstellungen über die zu treffenden Massnahmen hat. Ich habe versucht, der Sache auf den Grund zu gehen und Mittel und Wege zu einer nachhaltigen Verbesserung der Qualität meiner Bilder zu ergründen. Was dabei herausgekommen ist, habe ich anschliessend nach und nach in meine Praxis einfliessen lassen. Die dabei erzielten Fortschritte waren frappant und lagen bald deutlich über meinen Erwartungen. Das positive Ergebnis hat mich dann dazu bewogen, das Ganze in schriftliche Form zu fassen und auch anderen Interessierten zugänglich zu machen.
Weil ich persönlich nach wie vor mit dem guten alten Film arbeite, sind meine Ausführungen zwar speziell auf die analoge Fotografie ausgerichtet, treffen jedoch in den meisten Punkten ebenso auf die digitale Technik zu.
Wenn auch Sie, liebe Leserin, lieber Leser, hin und wieder unzufrieden sind mit Ihren Bildern und wenn auch Sie den Wunsch verspüren, die Qualität  Ihrer Bilder nachhaltig zu verbessern, lade ich Sie herzlich ein, meinen  Ausführungen zu folgen. Und bestimmt werden Sie dabei auf Punkte stossen, die Sie ansprechen und die für Ihre Fotos Verbesserungspotenzial enthalten. Es liegt dann an Ihnen, diese Punkte umzusetzen und in Ihre Technik einfliessen zu lassen. Sie werden sehen, Erfolgserlebnisse werden in der Folge nicht lange auf sich warten lassen. Und damit wären Sinn und Zweck meiner Arbeit auch schon erfüllt und der Aufwand hätte sich gelohnt. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spass und Kurzweil bei der Lektüre und gutes Gelingen beim Umsetzen.

Was ist ein „gutes Bild“?

Es existieren unzählige Definitionen des Begriffs vom „guten Bild“. Wir werden in unserer Zeit über die verschiedensten Medien täglich mit Bildern überflutet. Denken Sie beispielsweise an die Werbung, die uns mit optischen Reizen allüberall verfolgt. Dies überfordert unsere Aufnahmefähigkeit hoffnungslos, unsere Sinne werden abgestumpft. Für meine Begriffe ist ein Bild dann ein gutes Bild, wenn unser Auge beim Anblick darauf haften bleibt, weil es sich vom Inhalt oder der Gestaltung her von der grossen Flut abhebt. Ein Bild, auf dem unser Blick spontan verweilt, weil es unser Interesse weckt, und das auch noch einem zweiten, längeren Blick Stand hält, ist das, was ich mir unter einem „guten Bild“ vorstelle. Diese einleitende Feststellung einfach deshalb, damit wir uns im Klaren darüber sind, was gemeint ist, wenn hier von guten Bildern die Rede ist.

Die Ausrüstung

a) Die Kamera       Grundsätzlich lassen sich heute mit jeder modernen Kamera technisch gute Blumenbilder herstellen. Wer ernsthafte Blumenfotografie betreiben will und wer die damit verbundenen vielseitigen Möglichkeiten ausschöpfen will, kommt meines Erachtens um die Anschaffung einer Kleinbild-Spiegelreflexkamera nicht herum. Allein die Option des Objektivwechsels ist mit ausschlaggebenden Vorteilen verbunden und lohnt den Aufwand. Markenspezifische Attribute sind dabei unwesentlich und können deshalb vernachlässigt werden. Auch muss es nicht ein teures Luxusmodell sein. Der allgemein hohe technische Standard garantiert auch mit sogenannten Einsteigerkameras beste Eignung.
b) Objektive  In Objektive angelegtes Geld ist gut investiertes Geld! Für unsere Zwecke brauchen wir nicht eine ganze Sammlung, dafür müssen es aber gute sein. Wer nebst einem üblicherweise mit der Kamera mitgelieferten Normal-Zoomobjektiv (z. B. 28 – 85 mm Brennweite) ein solches mit einer Festbrennweite von 24 mm oder 28 mm besitzt, ist schon gut gerüstet. Zur Komplettierung braucht es aber noch ein zusätzliches Makroobjektiv mit einer Festbrennweite von ca. 100 mm. Diese Spezialoptiken sind insbesondere für den Nahbereich mit Abbildungsmassstäben bis zu 1 : 1 (natürliche Grösse) gerechnet, haben eine hohe Lichtstärke und sind deshalb auch nicht gerade billig. Auf die Länge sind sie aber unverzichtbar.
c) Systemblitzgerät      Zur Standardausrüstung gehört schliesslich noch ein leistungsstarkes Blitzgerät, welches insbesondere bei Nahaufnahmen „entfesselt“, d.h. von der Kamera getrennt, zum Einsatz kommt. Eine etwas elegantere Lösung für grosse Abbildungsmasstäbe sind Spezialgeräte wie Makroblitz oder Ringblitz.
d) Der Film    Noch nie war der Qualitätsstand bei Filmen nur annähernd so hoch wie derzeit. Welche Marke Sie bevorzugen, spielt keine Rolle; es gibt keine schlechten Filme auf dem Markt. Der beste Film ist der, den Sie kennen und von dem Sie wissen, wie er sich verhält.
Es hat sich herumgesprochen, dass der Standardfilm mittlerweile eine Empfindlichkeit von ISO 200/24 oder gar ISO 400/27 erreicht hat. Meine Empfehlung lautet: Nehmen Sie einen Film von ISO 50/18 oder ISO 100/21. Bereits ab einem Vergrösserungsformat von ca. 18 x 24 cm oder einer entsprechenden Ausschnittsvergrösserung sind die Abzüge sichtlich schärfer und weisen auch ein besseres Kornverhalten auf. Sie werden Blumen nie mehr mit einer anderen Empfindlichkeit fotografieren wollen. Dem Einwand, dass tief empfindliche Filme bei Aufnahmen in der Natur infolge Windes zu Verwackelungsunschärfe neigen, halte ich entgegen, dass in allen kritischen Fällen und insbesondere bei Makroaufnahmen Blitzlicht eingesetzt werden muss. Dass Hintergrund und Umgebung dadurch sehr dunkel werden, stört mich nicht, weil dadurch das Hauptmotiv schön aus dem Hintergrund herausgelöst wird und störende Fremdkörper im Dunkel verschwinden.
Damit haben wir das Wesentliche unserer Ausrüstung beisammen. Das ganze packen wir, zusammen mit allem Kleinzeug (Ersatzbatterien nicht vergessen!), Notproviant und Regenschutz, in eine Fototasche oder, besser, in einen Rucksack und sind gerüstet für den nächsten Ausflug ins Feld.
e) Schutz und Pflege   Dass man seine Ausrüstung regelmässig und fachgerecht pflegt und damit immer in sauberem und aufnahmebereitem Zustand hält und sie sowohl bei Nichtgebrauch als auch unterwegs stets so aufbewahrt, dass immer grösstmöglicher Schutz vor äusserlichen Einflüssen gewährleistet ist, setze ich als selbstverständlich und als bekannt voraus, sodass ich darauf verzichte, im Rahmen dieses Exkurses näher auf diese Punkte einzugehen.
Von ein paar Zubehör- und Kleinteilen, die man auf seinen Exkursionen noch mit sich führt, sei hier lediglich noch das Stativ erwähnt. Über Sinn und Unsinn des Stativeinsatzes wird an anderer Stelle berichtet.

Wann man geht

Die beste Tageszeit für gute Fotos ist der frühe Morgen und der späte Nachmittag. Das Sonnenlicht ist dann angenehm weich und warm und fällt seitlich auf das Motiv. Das gibt ihm Tiefe und arbeitet feinste Details heraus. Insbesondere am Morgen darf man auch am ehesten mit Windstille rechnen. Meiden sollte man, wenn immer möglich, die Mittagsstunden mit sehr hartem, senkrecht auf das Motiv fallendem Licht (Blaustichgefahr).
Ideale Aufnahmebedingungen herrschen bei leichter Bewölkung, welche die Farben zu intensivem Leuchten bringt. Geradezu dramatische Lichtstimmungen erlebt man oft am Ende eines Regentages oder nach einem Gewitter, wenn die Wolken aufreissen und die Sonne durchbricht. Aufpassen muss man dann auf störende Reflexe auf regennassen Blumen.

Wohin man geht und wie man vorgeht

Am schönsten sind Blumenexkursionen in Kleingruppen von zwei bis fünf Personen. Die ergiebigsten Ausflüge sind jene, die man allein unternimmt. Vergleichen Sie doch einmal Ihre Bilder, die Sie unter den jeweiligen Umständen geschossen haben. Sie werden nicht lange nach einer Bestätigung suchen müssen. Allein lässt sich ungestörter und zielsicherer arbeiten; man konzentriert sich besser und geht dadurch sorgfältiger zur Sache. Wenn man zusammen mit anderen auf einem Platz aktiv ist, empfiehlt sich, seine Motive etwas abseits zu suchen, um bei der Arbeit nicht abgelenkt oder sogar zur Eile aufgefordert zu werden.
Ich neige dazu, auf einem interessanten Platz mit vielen Motiven euphorisch zu werden. Um ja nichts zu verpassen, möchte ich dann am liebsten alle Motive fotografieren und verfalle dann gerne in eine wahllose Knipserei, mit dem Resultat, dass ich nach hektischen Stunden abends erschöpft und bepackt mit einer ganzen Anzahl belichteter Filmrollen nach Hause komme. Bei der späteren Durchsicht der Ausbeute kommt dann regelmässig die ernüchternde Feststellung, dass weniger mehr bedeutet hätte. Bei dieser Methode ist der Misserfolg vorprogrammiert. Die Sorgfalt bleibt auf der Strecke, man ermüdet schnell und Fehler und zusätzliche Ungenauigkeiten schleichen sich ein.
An Stelle von planloser Knipserei empfiehlt sich, die Aufgabe mit Systematik anzugehen. Stellen Sie doch Ihre Ausrüstung bitte vorerst einmal zur Seite und begehen Sie einen interessanten Platz mit Musse und geniessen Sie die vielen schönen Funde allein mit Ihren Sinnen. Dabei sollten Sie aber nicht vergessen, herausragende Motive und Spezialitäten, die Sie später fotografieren wollen, zu markieren, sonst verlieren Sie beim erneuten Suchen zu viel Zeit. Die Kunst besteht dabei darin, sich auf ein vernünftiges Mass zu beschränken und dafür die Aufnahmen mit Sorgfalt zu gestalten.
Wie oft mussten wir doch alle schon die Feststellung machen, dass auch das schönste Motiv noch lange keine Garantie für ein gutes Bild bedeutet. Und wie oft vergessen wir doch diese Weisheit wieder, wenn wir unverhofft auf ein Sujet stossen, das unser Fotografenherz höher schlagen lässt. Auch das scheinbar einfachste Motiv will vor der Aufnahme „auf Herz und Nieren“ geprüft und analysiert werden. Erst wenn wir uns über seine Schokoladenseite, über herrschende Lichtverhältnisse, über den optimalen Ausschnitt, über Hintergrund und Umgebung, über die Entscheidung Hoch oder Querformat, über die notwendigen Einstellungen an der Kamera, über allfälligen Blitzlichteinsatz usw. im Klaren sind, sollten wir zur Aufnahme schreiten.
Wer bei unwiederbringlichen Motiven auf ganz sicher gehen will, macht bei Verwendung von Diamaterial übrigens zusätzlich zur Aufnahme mit Standardwerten noch mindestens je eine Aufnahme mit einer Belichtungskorrektur von ± 0.5 Blende, besser noch eine automatische Belichtungsreihe. Bei Negativfilm kommen Korrekturschritte von ± 1.0 Blende. zur Anwendung. Vergessen Sie nicht, im Anschluss die Korrektureingabe an Ihrer Kamera wieder zu löschen.
Sparen Sie ganz allgemein nicht an Filmmaterial. Selten ist das erste Bild das beste, wenn man von einem Motiv mehrere Aufnahmen macht. Verschwendung ist zwar auch hier fehl am Platze, doch wenn man bedenkt, wieviel man für die Ausrüstung und oft auch für den Aufwand investiert hat, bis man sein Motiv vor der Linse hat, stellt der Film so ziemlich den bescheidensten Kostenfaktor dar.
Noch ein Wort zum Einsatz der Objektive. Für Standort- und Habitusaufnahmen (ganze Pflanze) braucht es kein Makroobjektiv. Im Gegenteil, eine Normaloptik (50 mm) oder ein mässiges Weitwinkelobjektiv von 35 mm oder 28 mm werden der Aufgabe besser gerecht. Dabei sollte nach Möglichkeit auf Blitzlichtunterstützung verzichtet werden. Wenn’s dann aber näher zur Sache geht, die Abbildungsmasstäbe grösser werden und nur noch Ausschnitte aufgenommen werden sollen, ist das Makroobjektiv die richtige Wahl und dabei wird auch der Blitzlichteinsatz oftmals unentbehrlich.
Seitdem ich mich einigermassen konsequent an das beschriebene Vorgehensmuster halte, hat sich die Qualität meiner Bilder deutlich gesteigert. Damit ist aber dass Mass an Verbesserungsmöglichkeiten noch keineswegs erschöpft.
Bevor ich Ihnen aber zusätzliche Optionen vorstellen möchte, hier noch einige Gedanken zu einem Thema, das oft für Verwirrung sorgt, nämlich zur

Wahl der optimalen Blende

Blumenfotografie ist schnell einmal gleichbedeutend mit Nah- und Makrofotografie. Je näher man ans Motiv heranrückt, d.h. je grössere Abbildungsmassstäbe zur Anwendung kommen, desto mehr wird zusätzliches Abblenden unumgänglich, weil die Schärfentiefe im Nahbereich auf ein Minimum zusammenschmilzt. So etwa beträgt die Schärfentiefe bei einem Abbildungsmassstab von 1 : 10 und bei Abblendung auf  Blende 16 runde 120 mm, während der Wert bei einem Abbildungsmassstab von 1 : 1 (entspricht natürliche Grösse) und gleicher Blende lediglich noch 2,1 mm beträgt. Ein zusätzliches Abblenden auf Blende 22 bringt aber auch nicht mehr als gerade noch 2,9 mm Schärfentiefe!
Wenn wir uns in Erinnerung rufen, dass Objektive ihre beste Leistung bei Abblendung um ca. zwei Blenden erbringen, tun wir gut daran, bei „normalen“ Aufnahmen (d.h. Abbildungsmassstab kleiner als ca. 1 : 10) je nach Situation Blenden von ca. 5,6 – 11 wählen. Bei Nah- und Makroaufnahmen kommen mit Vorteil Blenden zwischen 16 und 22 zur Anwendung. Noch kleinere Blenden sollten die Ausnahme bilden, denn sie bringen nur ein Unwesentliches an zusätzlicher Schärfentiefe, schränken aber die Optik in ihrer Leistung ein. Fazit: blindes Abblenden bringt mehr Nach- als Vorteile.
Nun aber zu einem etwas heiklen aber wichtigen Punkt, den man gemeinhin gerne unterschätzt, nämlich zur

Kamera- und Körperhaltung bei der Aufnahme

Die Anatomie des menschlichen Körpers liefert denkbar ungünstige Voraussetzungen, wenn es darum geht, aufrecht stehend aus der Hand zu fotografieren, insbesondere wenn sich das Motiv noch in Bodennähe befindet. Untersuchungen haben ergeben, dass mehr als 90% aller von Hobbyfotografen produzierten Bildern unscharf sind! Nur weil selten Abzüge verlangt werden, die über das Format von ca. 10 x 15 cm hinaus gehen, fällt die Unschärfe dem blossen Auge nicht auf. Wenn wir also wirklich scharfe Fotos wünschen, was ein wichtiger Qualitätsfaktor ist, müssen wir uns etwas einfallen lassen. Abstützen z.B. an einer Mauer oder einem Baum ist zwar ein probates Mittel, im Feld in den meisten Fällen allerdings nicht möglich. Da müssen wir schon mindestens auf die Knie, besser noch, wir legen uns im Bewusstsein, dass wir dem Schutz der Kreatur jederzeit verpflichtet sind, der Länge nach auf den Boden. Damit erreichen wir einerseits einen günstigen Aufnahmewinkel und können uns andererseits für die Aufnahme auf beide Ellbogen abstützen. Bei korrekter Handhabung liegt dann die Kamera wie in einen Schraubstock geklemmt fest und verwackelungssicher in den Händen. Aber wie viel Vorsicht sie dabei auch walten lassen mögen, um der Natur keinen unnötigen Schaden zuzufügen, zusätzliche Freunde schaffen Sie sich mit diesem Vorgehen mit Sicherheit nicht.
Seien sie also auf kritische Blicke oder gar auf bissige Kommentare seitens anwesender Naturfreunde gefasst und sagen Sie um Himmels Willen keinem, ich hätte Ihnen zu dieser Methode geraten! Ich stellte allerdings wiederholt fest, dass sich solche Kritiker, wenn sie zur Kamera greifen und sich unbeobachtet fühlen, genau so verhalten. Es geht halt fast nicht anders. Oder etwa doch? Ich kenne da in der Tat noch eine Variante, die sich als äusserst effiziente und elegante Lösung herausgestellt hat und die ich Ihnen hier schmackhaft machen möchte. Das ganze hat auch einen Namen und heisst

Stativ

Wichtig dabei ist: es muss ein gutes sein und sich für unsere speziellen Zwecke eignen. Nun stösst man bei diesem Punkt schnell auf Widerstand und Ablehnung und sehr oft kommt der Einwand, dass das Stativ ein Relikt aus alter Zeit sei und dass uns heutzutage probatere Mittel zur Verfügung stünden, zu scharfen Bildern zu kommen. Meine Antwort darauf lautet: ein Stativ setzt man nicht ein, um zu scharfen Bildern zu kommen; der Einsatz des Stativs zwingt uns schlechthin, ein Motiv mit Bedacht und Überlegung ins Visier zu nehmen und ein Bild zu gestalten, indem zum Beispiel der optimale Ausschnitt und der Punkt, auf den scharf gestellt werden soll, mit Sorgfalt und Konzentration ausgewählt wird. Wenn damit zusätzlich auch noch die Gesamtschärfe des Bildes optimiert wird, betrachte ich das als willkommene Dreingabe.
Dass wir uns richtig verstehen: auch ich bin nur zu oft zu bequem, meine Ausrüstung unterwegs noch zusätzlich mit einem schweren Stativ zu belasten. Meistens bleibt es dann zuhause im Schrank und fristet dort ein einsames Dasein. Es geht auch so, aber das richtige Vorgehen ist es nicht. 
Wenn der Deutsche Fritz Pölking, seines Zeichens einer der weltbesten Naturfotografen unserer Zeit, sein massives Stativ als das nützlichste Zubehör seiner umfangreichen Ausrüstung bezeichnet, sollte das uns Amateuren zum Denken und, besser, zum Handeln veranlassen.
Oft neigt man ja dazu, ganze Aufnahmeserien in kürzester Zeit und mit geringstem Aufwand unter Dach und Fach zu bringen, was man den Resultaten in der Regel auch ansieht. Mit Aufnahmen ab Stativ ist das nicht möglich, denn planlose Knipserei und Stativeinsatz schliessen sich schlicht aus. Der Mehraufwand und die zusätzlichen Schweisstropfen, die uns das Vorgehen kostet, machen sich mehr als bezahlt. Probieren Sie es aus, Sie werden begeistert sein.
Die Stunde der Wahrheit schlägt uns, wenn wir unsere Bilder ausgeliefert bekommen. Vergessen Sie dann nicht, dass bei der Durchsicht nochmals eine wertvolle Chance besteht, uns auf unserem Weg zu besseren Bildern einen entscheidenden Schritt voran zu bringen. Gewöhnen Sie sich an, die guten, vielmehr aber noch die misslungenen Bilder nach dem Grund ihrer Qualität zu hinterfragen. Es gibt nämlich keine bessere Schule, als das Lernen aus den eigenen Fehlern. Gehen Sie deshalb den Unzulänglichkeiten auf den Grund, machen Sie sich am besten kurze Notizen, die Sie das nächste Mal mit ins Feld nehmen und treffen Sie die notwendigen Massnahmen.
Damit schliesst sich also der Kreis von der Idee bis zum Vorliegen des endgültigen Bildes. Es gibt kein Geheimrezept für das gute Bild. Vielmehr setzt es sich zusammen aus einer Vielzahl unterschiedlichster Komponenten. Sie alle müssen gewissen Mindestanforderungen genügen, wenn das Resultat überzeugen soll. Dabei ist auch hier das Ganze mehr als die Summe seiner Teile. Eine Auswahl davon habe ich Ihnen vorgestellt und näher beleuchtet. Nun liegt es an Ihnen, daraus das für Sie Wesentliche herauszupicken und mit Komponenten aus Ihrem eigenen Erfahrungsschatz zu ergänzen. Damit drücken Sie Ihren Fotos Ihre persönliche Handschrift auf. Dann dürfte es nicht mehr all zu schwer fallen, unser angestrebtes Ziel zu erreichen und bei der Ausübung unseres faszinierenden Hobbys die beglückende Freude und Genugtuung gleich zweimal zu erleben, das erste Mal beim Fotografieren und das zweite Mal beim Betrachten unserer Bilder. Auf dem Weg dazu wünsche ich Ihnen viel Spass und Erfolg.

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Aktualisiert 10. 03. 2009

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