Exkursionsbericht Bachsertal, 20. Juni 2009
Autor und Fotos: Göpf Grimm
Bachs - wo liegt nur dieses Bachs? So mag sich mancher AGEO-ler gefragt haben. Das Bachsertal liegt, grob gesagt, zwischen der Lägern und dem aargauischen Kaiserstuhl und ist für manche Überraschung gut. Hier scheint die Welt noch in Ordnung. Das müssen sich auch die Wildschweinrotten gesagt haben, als sie vor Jahren hier heimisch geworden sind. Daniel Weiss führt uns an ihre Suhle auf der Schöfflisdorfer Platte - die Lust auf ein Schlammbad will aber unter den 15 Exkursionsteilnehmer/innen nicht so recht aufkommen. In einer kleinen Waldlichtung schütteln wir über ein hier angelegtes Maisfeld den Kopf. Ist dies eine Schnapsidee eines anbauwütigen Bauern? Keineswegs, wird uns erklärt, eine Ablenkungsfütterung für die Wildsauen, die sich im Herbst und Winter hier tummeln und die Maisfelder draussen in Ruhe lassen sollen.
Orchideen lassen sich im Buchenwald sehen: Da und dort eine Breiblättrige Ständelwurz Epipactis helleborine - und fast hätten wir einige Epipactis neglecta übersehen. Widerbart im Bachsertal? - Nein, was uns da bleich entgegenlacht, ist der recht seltene Fichtenspargel. Dann aber gehen die Fotografen endgültig zu Boden, denn was da klein und fein im feuchten Laub aufspriesst, ist die verheissene Kleinblättrige Stendelwurz Epipactis microphylla, das erste Exemplar noch knospig, die nächsten drei aufblühend. Aber auch die Pilzkenner zeigen ihre Beute: einen Rehbraunen Dachpilz und einen Perlpilz, Spross aus der Familie der Fliegenpilze. Schöne Augen macht uns die Tollkirsche Atropa belladonna; an wärmere Regionen erinnert der Zwergholunder. Auf Brennesseln finden sich unzählige Raupen des Nesselzünslers.
Die Mittagsrast am Grillplatz auf der Mulflenfluh bringt eine echte Überraschung: Wer von der Fluh (löchrige Nagelfluh, d.h. früheiszeitliche Schotter) nicht nur in die Weite, sondern auch in die Tiefe blickt, entdeckt einen Riesenstrauch blühender Alpenrosen.
Am Nachmittag wandern wir entlang von Wiesen und verwunschenen Bauerngärten auf die andere Talseite zum Projekt "Lichter Wald Hohflue Bachsertal". Wir studieren die Informationstafel der Fachstelle Naturschutz des Kt. Zürich. Durch gezieltes Auflichten am sonnigen Berghang soll Lebensraum für Mauereidechsen und Berglaubsänger, sowie für wärme- und trockenheitsliebende Pflanzen entstehen. Daniel Weiss erklärt, die eigentlichen Nutzniesser dieser Auflichtung aber seien Insekten.
Auf dieses Stichwort ein verhaltener Schrei: ein Grosser Schillerfalter! Wo? Dort - am Fensterladen! Tatsächlich sitzt der seltene Riesenfalter auf den Jalousien, bewegt seine Flügel, dass sie bald tiefschwarz, bald blauschwarz schillern. Mal klappt er sie zu, um seinen Bewunderern die Flügelunterseite zu zeigen. Leider sitzt er so weit oben, dass nur ein Supertele eine brauchbare fotografische Aufnahme verspricht. Was sucht der Falter dort so eifrig? Hätte er lesen gelernt, könnte er erfahren, dass hier im Schulhaus Thal seit Jahren keine Schüler mehr lesen lernen.
Am nahen Waldrand gaukelt ein Kaisermantel von Busch zu Busch, im Wald nicken Blüten des Türkenbundes. Bald riecht es förmlich nach Roten Waldvögelein und siehe da, hier stehen die Cephalanthera rubra zahlreich, aber mager am Wegrand. Erst das Auge einer Frau erspäht ein fettes blühendes Exemplar. Auf den steilen Aufstieg folgt endlich die Entschädigung: ein weiter Rundblick und der Anblick zahlreicher seltener Pflanzen: unzählige Fruchtstände der Astlosen Graslilie, der Rauhe Alant in voller Blütenpracht, Salbeiblättriger Gamander, Färber- und Flügelginster, zwischen der Besenheide die Grüne Waldhyazinthe Platanthera chlorantha. Für Naschmäuler reifen die ersten Heidelbeeren. Auf der gemütlichen Wanderung entlang der Waldstrassen grüssen da und dort Fruchtstände des Schwertblättrigen Waldvögeleins. Zurück in Bachs verdankt Paolo Trevisan unserem Leiter, Daniel Weiss, die interessante Führung, untermalt vom herzlichen Applaus beglückter Teilnehmer.
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Aktualisiert 01. 10. 2009