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Auf Raritätenpirsch in den Südostalpen

Reisebericht 18. - 30. Juni 2012, Autor und Fotos: Roland Wüest

Vorwort

Unsere Erkundung der Südostalpen geht auf mehrere Impulse von verschiedenen AGEO-Mitgliedern zurück. Mittlerweile be­reisten Edith und ich diese blumenreiche, liebliche Gegend mit südlichen und östlichen Florenelementen zwischen Juni und August zum fünften Mal. In einer Garni-Pension in Faak bei Villach (Südkärnten) geniessen wir jeweils eine äusserst gast­freundliche Unterkunft.

Die Wunderblume von Lendorf

Auf der Überfahrt von Bad Hofgastein, wo wir Freunde besucht hatten, nach Faak suchten wir nach der Mallnitz-Klause auf Kärntner Seite das Naturschutzgebiet auf dem Hühnersberg oberhalb Lendorf auf.

Gemäss Ortsliteratur im Internet wächst dort ein Juwel von be­sonderem Stellenwert namens Gelbe Alpenrose (Rhododen­dron luteum) von den Einheimischen liebevoll als “Wunderblume von Lendorf“ bezeichnet. Sie kommt im Alpenraum lediglich an diesem Standort in Österreich und ebenfalls überaus selten in Slowenien vor. Nur wenig häufiger findet man sie weiter südlich in den Dinariden.

Da die Pflanze von Mitte Mai bis Mitte Juni blüht, war uns an diesem brütend heissen 18. Juni bewusst, dass wir den letzten Zwick an der Geissel hatten. Beim gut markierten Einstieg par­kierten wir unser Fahrzeug auf einem Ausstellplatz und nah­men die rund dreiviertelstündige Wanderung in Angriff. Die Spannung war so riesig, dass die Aussentemperatur von 36°C völlig in den Hintergrund rückte. Erwartungsvoll erreichten wir das hochkarätige Biotop, welches in steiler Hanglage in einem lichten Fichtenwald liegt und vom Kärntner Naturschutzbund betreut wird. Auf den ersten Blick schienen sämtliche Sträu­cher knapp bis stark verblüht zu sein, doch im obersten Be­reich leuchtete plötzlich ein gelber Fleck aus dem von der Sonne beschienenen Hang. Mein Adrenalin wallte. Mit der Kamera in der Hand kraxelte ich rund 30 Meter höher und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus: Eine einzige Krone prä­sentierte sich in wunderbarer Hochblüte, wie sie auf uns gewartet hätte; wenige Blüten davon waren sogar noch knospig. Mit grosser Ehrfurcht knipste ich ein paar Bilder und stieg schweissgebadet zu Edith hinunter. Unsere erste Sensa­tion war unter Dach und Fach!

Rhododendron luteum -  Gelbe Alpenrose (Lendorf-Hühnersberg, 18.06.12), Foto Roland Wüest Rhododendron luteum - Gelbe Alpenrose (Lendorf-Hühnersberg, 18.06.12) Rhododendron luteum -  Gelbe Alpenrose (Lendorf-Hühnersberg, 18.06.12), Foto Roland Wüest Rhododendron luteum - Gelbe Alpenrose (Lendorf-Hühnersberg, 18.06.12)

Stopp dem Raubbau an der Natur!

Nach Fünfjahresfrist nahm es uns wunder, wie sich der Stand­ort des Mini-Endemiten Kärntner Wulfenie (Wulfenia carinthiaca) auf dem Gailtaler Nassfeld / Passo di Pramollo im österreichisch-italienischen Grenzgebiet ent­wi­ckelt hat. Zudem beabsichtigte ich, die Pflanzen digital zu foto­grafieren.

Somit unternahmen wir am 19. Juni einen Ausflug in dieses Gebiet. Auf der Watschiger Alm, Ausgangspunkt unserer Wanderung, stellten wir gegenüber dem Jahr 2007 keinen Unterschied fest. Frisch aufblühende Kärntner Wulfenien leuchteten stahlblau im buschigen Abhang. Auf dem Gartner­kofel-Wanderweg fiel uns alsbald ein markanter ockergelber Streifen auf, der sich durch einen Teil des Wulfenienareals schlängelte. Als wir näher kamen, realisierten wir, dass hier jüngstens eine Freestyle-Piste angelegt worden war, deren Grund eine dicke Strohschicht bedeckte. Vergiftet suchten wir den unseres Erachtens schönsten Wulfenienplatz, wo wir uns vor fünf Jahren sogar eines Albinos erfreut hatten. Schweren Herzens mussten wir zur Kenntnis nehmen, dass die Piste den unteren Bereich des Habitats tatsächlich tangiert. Einige Exemplare befanden sich unmittelbar neben dem hässlichen Stroh; wie viele darunter begraben worden waren, vermochten wir nicht abzuschätzen.

Nicht zuletzt zwecks Frustabbaus erklommen wir nach dieser ernüchternden Entdeckung den Gipfel des Gartnerkofels. Der prächtige Ausblick in die Gebirgsszenerie des Dreiländerecks Österreich – Italien – Slowenien brachte uns wieder auf positi­vere Gedanken.

Wulfenia carinthiaca - Kärntner  Wulfenie (Gailtaler Nassfeld, 19.06.12), Foto Roland Wüest Wulfenia carinthiaca - Kärntner Wulfenie (Gailtaler Nassfeld, 19.06.12) Gladiolus illyricus - Illyrische  Gladiole (Schütt, 21.06.12), Foto Roland Wüest Gladiolus illyricus - Illyrische Gladiole (Schütt, 21.06.12) Gladiolus illyricus - Illyrische  Gladiole (Schütt, 21.06.12), Foto Roland Wüest Gladiolus illyricus - Illyrische Gladiole (Schütt, 21.06.12)

Wintersportanlagen haben in einem solch hochkarätigen Endemitenbiotop wirklich nichts zu suchen. Doch bleiben wir zuversichtlich und hoffen, dass es hier bei diesem einen menschlichen Eingriff bleibt; denn eine Naturverschandelung wie am gegenüberliegenden Madritschen, wo praktisch das ganze ursprüngliche Gelände durch Skipistenbau verunstaltet worden ist, muss man hier um jeden Preis verhindern!

Unserem naturverbundenen Pensionsehepaar haben wir den Fall geschildert.


Die Schütt

Die Schütt ist ein gut zugängliches feuchtes Naturschutz­gebiet, das rund 10 km südwestlich von Villach am Dobratsch-Südfuss liegt. In Anbetracht ihres für Österreich einzigartigen Bestandes an Illyrischen Gladiolen (Gladiolus illyricus) geniesst sie bei Botanikern und Naturfreunden ein hohes Ansehen.

Edith und ich besuchten dieses attraktive Biotop am 21. Juni. Ausser der akut gefährdeten Gladiolenspezies bewunderten wir bereits die ersten aufblühenden Lungen-Enziane (Gentiana pneumonanthe), Ästige Igelkolben (Sparganium erectum), Sibirische Schwertlilien (Iris sibirica), Epipactis palustris (Sumpf-Stendelwurz) sowie verschiedene vorwiegend abblü­hende Dactylorhiza-Arten.


Valeriana celtica subsp. norica -Norischer  Baldrian, Speik (Schoberriegel, 22.06.12), Foto Roland Wüest Valeriana celtica subsp. norica -Norischer Baldrian, Speik (Schoberriegel, 22.06.12)

Botanische Schätze in den Gurktaler Alpen

Am 22. Juni fuhren Edith und ich in den Norden Kärntens, ge­nauer auf die Turracher Höhe in den Gurktaler Alpen.

Während des Aufstiegs zum Schoberriegel beabsichtigten wir, in den Silikatfelsen den Wulfens Mannsschild (Androsace wulfeniana) aufzustöbern. Trotz intensiver Suche blieb dieses Unterfangen jedoch erfolglos. Dafür zeigte sich neben den Primelarten Primula glutinosa (Klebrige Primel), Primula villosa (Zottige Primel) und Primula minima (Zwerg-Primel) der ende­mische Norische Baldrian oder Speik (Valeriana celtica subsp. norica) in Hochform. Bald erreichten wir den Gipfel, wo wir vom impo­santen Panorama verblüfft wurden. Gestärkt setzten wir die Tour zur Gruft (2232 m) fort, dem höchsten Punkt unserer Wanderung. Im Gipfelbereich stiessen wir auf zwei mit Schnee gefüllte Vertiefungen, die eine Überraschung beherbergten: Nebst dem uns wohlbekannten Kleinen Alpenglöckchen (Soldanella pusilla) bejubelten wir vor allem das noch kleinere und ausgefranstere Österreichische (Soldanella austriaca), welches in den Gurktaler Alpen seine südliche Verbreitungs­grenze erlangt.


Mit Klaus und Emil auf dem Hochobir

Am 23. Juni trafen Edith und ich Klaus Hess mit dessen Kolle­gen Emil Wiesendanger auf der Eisenkappeler Hütte zwecks botanischer Erkundung des Hochobirs.

Knapp unterhalb der Waldgrenze fielen uns in einer mageren Bergwiese dunkelrote Orchis-Blüten auf. Es handelte sich um die letzten Orchis mascula ssp. signifera (Unterart signifera des Manns-Knabenkrauts). Bei genauerem Hinschauen stell­ten wir ferner bereits die untersten Nigritella lithopolitanica (Steiner-Alpen-Männertreu oder -Kohlröschen) fest. Aus abblühendem Grund waren diese allerdings nicht mehr fotogen. In Hochblüte zeigten sich jene auf einer etwa 150 Meter höher gelegenen Alpenmatte. Dort fotografierten wir be­zaubernde Farbnuancen von Blassrosa bis Dunkelrot. In einer Geröllhalde wenig unterhalb der 2000-m-Marke bekamen wir es gleich mit drei faszinierenden Endemiten zu tun: dem Kerners Alpenmohn (Papaver kerneri), dem Obir-Steinkraut (Alyssum ovirense) sowie dem Hohenwarts Steinbrech (Saxifraga hohenwartii). Wir Fotografen gerieten dabei schier aus dem Häuschen und verrichteten “Schwerarbeit“.

Die Nigritella lithopolitanica begleitete uns bis vier Meter unter den Gipfel. Dort oben auf 2139 m wurde zufälligerweise der 50. Geburtstag eines Alpinisten gebührend gefeiert. Die lustige Gesellschaft schloss uns freilich in ihre Festivitäten ein und verköstigte uns mit feinem Kuchen und einem Minifläschchen Likör. Prost!

Nigritella lithopolitanica -Steiner-Alpen-Männertreu  (Hochobir, 23.06.12), Foto Roland Wüest Nigritella lithopolitanica -Steiner-Alpen-Männertreu (Hochobir, 23.06.12) Alyssum ovirense -  Obir-Steinkraut (Hochobir, 23.06.12), Foto Roland Wüest Alyssum ovirense - Obir-Steinkraut (Hochobir, 23.06.12) Saxifraga hohenwartii – Hohen­warts  Steinbrech (Hochobir, 23.06.12), Foto Roland Wüest Saxifraga hohenwartii – Hohen­warts Steinbrech (Hochobir, 23.06.12)


Der südlichste Zipfel Österreichs

Die Vellacher Kotschna ist ein von Slowenien umgebenes wild­romantisches Naturreservat südöstlich von Bad Vellach (Bela) am Seebergsattel. Sie bildet den südlichsten Zipfel Österreichs und beherbergt eine Vielzahl seltener Pflanzen und Tiere.

Gemäss damaligen Hinweisen von Jean-Pierre Brütsch und Guido Viel hatten Edith und ich dieses Gebiet vor sechs Jahren einmal erwandert und waren hell begeistert gewesen.

Grund genug, dieser langen Abstinenz heuer ein Ende zu set­zen: Am 26. Juni trafen wir Klaus und Emil beim Reservat­eingang. Die beiden hatten diese fantastische Ecke ebenfalls schon gekannt. Unser Tagesziel war die ziemlich genau 500 Meter höher liegende Offnerhütte.

Lilium carniolicum - Krainer  Lilie (Vellacher Kotschna, 26.06.12), Foto Roland Wüest Lilium carniolicum - Krainer Lilie (Vellacher Kotschna, 26.06.12) Nur wenige Schritte vom Auto entfernt sichteten wir bereits die ersten botanischen Schmankerl in Form vom Braunen Storch­schnabel (Geranium phaeum) und dem Nesselkönig (Lamium orvala). In den steilen Kalkstein-Abhängen erfreuten wir uns an grossen Gruppen von Sternbergs Nelken (Dianthus stern­bergii), einer Spezies, die unserer Montpellier-Nelke (Dianthus monspessulanus) vom Südtessin ähnelt. Je höher wir kamen, desto häufiger schmückten Türkenbund- (Lilium martagon) und Krainer Lilien (Lilium carniolicum) den Wegrand.

Durstig und verschwitzt erreichten wir in ansprechender “Blüemelerzeit“ die ersehnte Offnerhütte, wo wir die Mittags­rast einschalteten. Doch eine Hochstaudenflur, durchmischt mit zahlreichen Lilium martagon und Lilium carniolicum, liess für uns Fotografen das Picknick kurz ausfallen. Immer wieder liessen neue fotografiewürdige Motive unser Herz höher schlagen. Ich fragte mich, ob die genetischen Voraussetzun­gen für Hybriden zwischen diesen beiden Arten stimmen wür­den. Wenn ja, wäre dies ein idealer Standort dafür.

Beim Abstieg erfüllte sich der von Klaus geschilderte Wunsch doch noch: An einer mit Seilen gesicherten Stelle bemerkten wir ein beachtliches Campanula zoysii-Habitat (Zoys’ Glocken­blume), teils noch stark knospig, teils kurz vor dem Aufblühen.

Auf dem Talboden zeigten sich im Mischwald sogar noch zwei kleine Frauenschuh-Stöcke (Cypripedium calceolus), für diese südliche Lage wahrlich kein häufiges Phänomen.

Ein prächtiges Biotop mit Blutknöllchentragenden Feuerlilien (Lilium bulbiferum), das sich bei Bad Vellach an der Pass­strasse zum Seebergsattel befindet, rundete den artenreichen Exkursionstag ab.


Heisser Abstecher nach Slowenien

Der 28. Juni sollte der heisseste Tag unserer Südostalpen-Reise werden, aber nicht unbedingt nur temperaturmässig, auch botanisch erwarteten uns ein paar Leckerbissen der ers­ten Kategorie.

Doch alles schön der Reihe nach: Über Tarvisio und den Pre­dilpass führte uns die Route nach Slowenien. Um die Mittags­zeit erreichten wir das Dorf Kal-Koritnica. Auf lediglich 475 m Meereshöhe erlebten wir mit 40°C den wärmsten Ort unserer Ferien. In der gegenüberliegenden sonnenexponierten Stras­senböschung, wo die Temperatur noch gut und gern 10°C hö­her lag, erblickte ich hocherfreut eine Population Federnelken (Dianthus plumarius) und ein blau schillerndes Weiss­fleck-Widderchen (Syntomis phegea). Während uns Edith ei­nen schattigen Picknickplatz sicherte, trotzte ich der Affenhitze und lichtete diese Kostbarkeiten ab.

Federnelke - Dianthus plumarius (Kal-Koritnica, 28.06.12), Foto Roland Wüest Federnelke - Dianthus plumarius (Kal-Koritnica, 28.06.12) Syntomis phegea - Weissfleck-Widderchen  (Kal-Koritnica, 28.06.12), Foto Roland Wüest Syntomis phegea - Weissfleck-Widderchen (Kal-Koritnica, 28.06.12)

Am Nachmittag verschoben wir uns in höhere Gefilde ins Alpinum Juliana, einen südostalpinen Pflanzenlehrpfad ober­halb Trenta auf der Südseite des Kranjska-Gora-Passes (Vršič). Beim Eingang empfing uns eine riesige Gruppe Epipactis atrorubens (Braunrote Stendelwurz). Etwas bergauf­wärts kamen wir zu einem sonnigen Steinmäuerchen, woraus Einseles Akeleien (Aquilegia einseleana) und Bertolonis Akeleien (Aquilegia bertolonii) sowie Sternbergs (Dianthus sternbergii) und Blutrote Nelken (Dianthus sangui­neus) sprossen. Dass ich meine Kamera einmal mehr zu Höchstleistungen antrieb, lag auf der Hand. Das Pünktchen aufs i setzten schliesslich die stattlichen hell- bis dunkelviolet­ten Blüten der Schopfigen Teufelskralle (Physoplexis comosa), welche mit Durchmessern von bis zu 7 cm aus einer Felswand grüssten. Hurra, einige Individuen waren mit der Fotoausrüstung sogar erreichbar!

Überglücklich fuhren wir via Vršič, Kranjska Gora und Wurzen­pass nach Kärnten zurück.

Aquilegia bertolonii -  Bertolonis Akelei (Alpinum Juliana, 28.06.12), Foto Roland Wüest Aquilegia bertolonii - Bertolonis Akelei (Alpinum Juliana, 28.06.12) Dianthus sanguineus - Blutrote  Nelke (Alpinum Juliana, 28.06.12), Foto Roland Wüest Dianthus sanguineus - Blutrote Nelke (Alpinum Juliana, 28.06.12) Physoplexis comosa - Schopfige  Teufelskralle (Alpinum Juliana, 28.06.12), Foto Roland Wüest Physoplexis comosa - Schopfige Teufelskralle (Alpinum Juliana, 28.06.12)


Der Blumenberg im Friaul

Der Monte Zoncolan in den Karnischen Alpen stellt vor allem im Radsport eine feste Grösse dar. Der ruppige Anstieg von 526 auf 1750 Meter über Meer bedeutet für jeden Biker eine kultische Herausforderung. Die Erhebung kennt jedoch auch seine erholsame Seite: In der kalten Jahreszeit bietet sie ein Wintersport- und im Sommer für Wanderer ein Blumenpara­dies. Ein Kollege, der in dieser Gegend aufgewachsen ist, hatte mir diesen Berg im Vorfeld schmackhaft gemacht. Er hatte gemeint, er sei zwar kein Pflanzenspezialist, aber der Monte Zoncolan erweise sich als derart blumenreich, sodass bestimmt auch mein “anspruchsvoller“ Geschmack befriedigt werde.

Gentiana solstitialis -  Sonnenwend-Enzian (Monte Zoncolan, 29.06.12), Foto Roland Wüest Gentiana solstitialis - Sonnenwend-Enzian (Monte Zoncolan, 29.06.12) Am 29. Juni machten Edith und ich die Probe aufs Exempel. Wir fuhren über den Plöckenpass nach Sutrio und von dort auf den Monte Zoncolan.
Mein Kollege sollte Recht behalten. Oberhalb des Skicenters öffnete sich ein wahres Blumeneldorado. Nach gemütlicher Wanderung nahmen wir auf dem Rückweg ungefähr 250 Meter unter dem Gipfel einen magerrasigen Hügel unter die Lupe. Es wimmelte von Dactylorhiza fuchsii (Fuchs’ Fingerwurz), Gymnadenia conopsea (Mücken-Handwurz) und Gymnadenia odoratissima (Wohlriechende Handwurz), Platanthera bifolia (Zweiblättrige Waldhyazinthe), Paradisea liliastrum (Paradies­lilie) sowie Allium victorialis (Allermannsharnisch), und unweit neben dem Strassenrand stand ein Prachtexemplar der Gentiana solstitialis (Sonnenwend-Enzian) aus dem Gentiana-germanica-Formenkreis.

Der Sonnenwend-Enzian blüht rund drei Monate früher (bereits ab Mai) als der Deutsche, ist viel seltener und hauptsächlich in den Ostalpen anzutreffen. Sowohl das Blattgrün als auch die Blüten sind wesentlich blasser.

Somit verzeichneten wir einen krönenden Abschlussfund vor der langen Rückreise nach Faak.


Gymnadenia conopsea x Nigritella  rhellicani = xGymnigritella suaveolens (Nockalmstrasse, 30.06.12), Foto Roland Wüest Gymnadenia conopsea x Nigritella rhellicani = xGymnigritella suaveolens (Nockalmstrasse, 30.06.12)


Vernünftiges Schlussbouquet

Unseren letzten Urlaubstag verbrachten wir in gemütlicher Manier, zumal Edith ihren am Dachstein verstauchten rechten Fuss dringend schonen musste. Die Nockalmstrasse in den Gurktaler Alpen hatten wir bis anhin nur aus der Literatur ge­kannt und passte wunderbar ins Konzept.

Punkto Traumlandschaft und Wandermöglichkeiten steht die 44 km lange Hochalmstrasse in nichts nach. Wer hingegen botanisch auf die Rechnung kommen will, sollte sich in den kalkhaltigen nordwestlichen Teil zu begeben. Beim Murmeltier-Informationszentrum befindet sich beispielsweise ein grossar­tiges Orchideenbiotop mit den überaus zahlreich vorhandenen Gymnigritella-Hybriden xGymnigritella heufleri (Gymnadenia odoratissima x Nigritella rhellicani) und xGymnigritella suaveo­lens (Gymnadenia conopsea x Nigritella rhellicani). Von den Letztgenannten bestaunten wir sogar eine hyperfotogene Vierergruppe.


So endeten unsere fünften Südostalpen-Ferien mit einer er­neut fantastischen Ausbeute. Dieses schöne Fleckchen Erde besuchten Edith und ich garantiert nicht zum letzten Mal!

 


 

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Aktualisiert 29. 11. 2012

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