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Wendelähren (Spiranthes) in der Schweiz

Text: Ruedi Peter



 

Glossar: Erläuterung der Fachbegriffe


Bei uns gibt es 2 Arten: Spiranthes aestivalis (Sommerwendelähre) und Spiranthes spiralis (Herbstwendelähre).
Der Name &Wendelähre& bezieht sich auf die Anordnung der Blüten: spiralig gewunden um die Blütenstandachse. Damit wird Selbstbestäubung verhindert. Die bestäubenden Insekten gehen am Blütenstand nach oben und kommen nicht auf eine andere Blüte.

Bestimmungsschlüssel

•  Blütenstand aus der diesjährigen Blattrosette Spiranthes aestivalis
•  Blütenstand neben der diesjährigen Blattrosette Spiranthes spiralis

Spiranthes aestivalis (POIR.) L. C. M. RICH.

Pflanze mit 2-6 rüben- bis spindelförmigen Speicherwurzeln von 5-8 cm Länge und mit wenigen dicken Nährwurzeln
Stängel aus dem Zentrum der diesjährigen Blattrosette wachsend, 10-35 cm hoch, gegen oben drüsig behaart
Blätter 3-6 grundständige Laubblätter, lineal-lanzettlich, bis 12 cm lang und bis 1 cm breit, rinnig, aufgerichtet, nach oben am Stängel kürzer werdend
Blütenstand 3-10 cm lang; 6-20 spiralig angeordnete Blüten
Brakteen 6-8 mm lang, wenig länger als der Fruchtknoten, aussen drüsig behaart
Blüten weiss, Blütenblätter zu einer Röhre zusammengeneigt
Sepalen 6-7 mm lang, aussen drüsig behaart, am äusseren Ende leicht aufgebogen
Petalen etwas kürzer als die Sepalen
Lippe weiss gefärbt, 6-8 mm lang und 4 mm breit, auf der Oberseite am Grund grünlich gefärbt, Lippen-Vorderteil nach unten gebogen und am Rand gekerbt
Sporn fehlt
Blütezeit Juli bis Anfang August
Verbreitung Mittel- und Südeuropa, Kleinasien
Häufigkeit,
Schutz
selten; lokal auch grössere Bestände bildend, schutzbedürftig; durch Veränderung (Trockenlegung) der Biotope ist sie stark bedroht, mehr noch vielleicht durch die Eutrophierung solcher Biotope, die diese konkurrenzschwache Pflanze nicht übersteht, eine regelmässige, jährliche Mahd der Biotope im Spätherbst ist zwingend erforderlich
Biotop nährstoffarme, nasse, kalkreiche Flachmoore und Riedwiesen tiefer Lagen, nasse Streuwiesen, Verlandungszonen, Hangquellmoore; die streng kalkgebundene Art ist ausgesprochen konkurrenzschwach, sie gedeiht nur auf Flächen mit niedriger Vegetation
Hybriden in der Schweiz keine bekannt
Bemerkungen sie verblüht rasch; zeigt fast vollständigen Fruchtansatz

Spiranthes spiralis (L.) CHEVALL.

Synonym Spiranthes autumnalis L. C. M. RICH.
Stängel 6-40 cm hoch, oben fein behaart, grün
Blätter am Stängel 3-7 scheidige, aussen fein behaarte Schuppenblätter; die grundständige Blattrosette besteht aus 3-7 eiförmigen bis elliptischen, auffallend zähen, bläulich grünen Blättern; die Blattrosette des nächstjährigen Blütentriebes entwickelt sich bereits zur Blütezeit seitlich neben dem diesjährigen Blütentrieb, während die zum diesjährigen Blütentrieb gehörenden vorjährigen Blätter schon verwelkt sind
Blütenstand 3-15 cm lang, mit 6-25 spiralig angeordneten Blüten, die senkrecht von der Blütenachse abstehen
Tragblätter eiförmig bis lanzettlich, aussen behaart, länger als der Fruchtknoten
Blüten (grünlich) weiss, duftend
Sepalen 6-8 mm lang, aussen behaart, die beiden seitlichen abstehend, das mittlere mit den beiden etwa gleich langen Petalen und der Lippe zusammengeneigt
Petalen etwa gleich lang wie die Sepalen, bilden mit den Sepalen eine Röhre über der Lippe
Lippe 6-7 mm lang, weiss mit gelbgrüner Mittelpartie, am Rande durchsichtig-zart, gewellt bis gefranst, an der Basis mit zwei kleinen Warzen
Sporn fehlt
Blütezeit Mitte August bis Mitte Oktober
Verbreitung Europa mit Zentrum im Südwesten und Mittelmeergebiet, Kaukasus, Nordafrika, Kleinasien, fehlt in der borealen Zone
Häufigkeit,
Schutz
selten, viele ehemalige Standorte sind zerstört worden; will man Spiranthes spiralis fördern, ist eine gezielte Reduktion der Biomasse der Wiese notwendig, sonst wird sie verdrängt; eine Beweidung mit Schafen ist vom Frühling bis Sommer, also wenn die Pflanze ruht, möglich und auch sehr empfehlenswert
Biotop Magerwiesen, Heidewiesen trockener Hanglagen, moorige Berg- und Waldwiesen, oft an von Schafen beweidete Triften gebunden, vorwiegend auf sauren bis neutralen Böden, fast immer mit Euphrasia(Augentrost)- und Ononis(Hauhechel)-Arten, in den Alpentälern vielfach auch mit Dryopteris (Wurmfarn) vergesellschaftet
Hybriden für die Schweiz keine bekannt

Verbreitung von Spiranthes aestivalis (Kartei der AGEO, Jan. 2005)
Verbreitung von Spiranthes aestivalis

Verbreitung von Spiranthes spiralis (Kartei der AGEO, Jan. 2005)
Verbreitung von Spiranthes spiralis

Dank an Ruedi Irniger für die Zusammenstellung der Karten.


Weiterführende Informationen

Literatur

ARBEITSKREISE HEIMISCHE ORCHIDEEN (2005): Die Orchideen Deutschlands.
BAUMANN, H., S. KÜNKELE (1988): Die Orchideen Europas. Stuttgart.
BUTTLER, K. P. (1986): Orchideen. München.
DELFORGE, P. (2001): Guide des orchidées d'Europe, d'Afrique du Nord et du Proche-Orient. 2. Auflage. Lausanne.
KREUTZ, C. A. J. (2002): Feldführer Deutsche Orchideen. Landgraaf NL.
REINHARD, H. R., P. GÖLZ, R. PETER, H. WILDERMUTH (1991): Die Orchideen der Schweiz und angrenzender Gebiete. Egg (Schweiz).
SCHMID, W. (2000): Orchideenkartierung in der Schweiz. - Journal Europäischer Orchideen 30(4): 689-858.
SUNDERMANN, H. (1980): Europäische und mediterrane Orchideen. Hildesheim.

Internet

http://orchideen-kartierung.de/germany/
http://www.orchis.de/orchis/frames/fframe21.php3
http://www.orchid-rhoen.de/
http://www.natur-lexikon.com/


Ruedi Peter
Solothurnerstr. 70
4600 Olten
ruedi.peter4@bluewin.ch

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Aktualisiert 05. 03. 2009

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