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2008/09 - Jahr des Herzblättrigen oder Kleinen Zweiblatt

Listera cordata

(L.) R.Brown

Listera cordata - mehrere Pflanzen im Biotop und Einzelpflanze 
Fotos: links Thomas Ulrich, rechts Joe Meier
Zeichnung Listera cordata
Zeichnung Einzelblüte Listera cordata
Synonyme: Ophrys cordata

L.

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Epipactis cordata

All.

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Neottia cordata

L.C.M.Richard

Etymologie: Benannt nach Martin LISTER (1638-1712) London, Leibarzt der Königin Anna von England und Archäologe. Lat. cor: Herz; lat. cordatus: herzförmig
Unterirdische Teile: Bestehend aus kriechendem Wurzelstock und Wurzelschösslingen. Stängel am Grunde mit einem (oder 2) Schuppenblättern.
Stängel u. Blätter: Stängel 5-15 (20) cm hoch, bis zum Blattansatz meist grün, darüber mehrheitlich bräunlich überhaucht sowie gegen den Blütenstand hin auslaufend etwas behaart. 2-4 cm über der gewachsenen Bodenvegetationsoberfläche zwei ± gegenständige, horizontal oder leicht schräg aufwärts gerichtete, am Rand manchmal etwas gewellte, herz-eiförmige oder fast dreieckige, kurz zugespitzte Blätter. Sie sind 1-3 cm lang und ebenso breit, genervt und oberseits glänzend.
Blütenstand: Locker, 1.5-4 cm lang, Stängel etwas rinnig, 6-15-blütig, grün, schmutzig braunrot oder weinrot gefärbt, ähnlich wie die zugehörigen Blüten. Brakteen sehr klein.
Blüten:   Resupiniert durch Drehung des Stieles, spornlos. Meist grünlich, ± intensiv mit Braunrot untermischt, seltener rein grün oder kräftig weinrot. Sepalen und Petalen ausgebreitet, elliptisch bis lanzettlich, 1.5-2.5 mm lang. Lippe 3.5-5.0 mm lang, tief keilförmig gespalten, mit zwei ± langen, unterschiedlich stark spreizenden Zipfeln. Im Spaltansatz manchmal mit kleinem Zähnchen. An der Lippenbasis unterhalb der Narbengrube sind fast immer zwei hornförmige kleine Seitenlappen ausgebildet.

Bestäubung: Durch Dipteren und Hymenopteren (Zweiflügler und Hautflügler), Pilzmücken und kleine Käfer. Möglicherweise auch Selbstbestäubung. (Diese Angaben gemäss Literaturzitaten)
Blütezeit: In der Schweiz (Ende Mai) Anfang Juni bis Anfang (Mitte) August, je nach Gebiet, Höhenlage und Vegetationsentwicklung einer Wuchsstelle. Die Pflanzen ziehen früh ein, sind Ende September meist völlig verschwunden.
Lebensräume: Ab ca. 800m bis 2100m in (torf-)moosreichen, alten, (CH) frischen Fichten- und Bergföhrenwäldern. Gern um Baumgruppen oder bei alten Baumstrünken in Torfmooren. Nur auf saurem Substrat. Meist vergesellschaftet mit Moneses uniflora (Einblütiges Wintergrün), Homogyne alpina (Alpenlattich), Blechnum spicant (Rippenfarn), Vaccinium (Heidelbeere) und Sphagnum- Moosen.
Verbreitung: Ist über die nördliche Halbkugel verbreitet (zirkumpolar). Nordeuropa, nördliches Grossbritannien, Berggebiete und Gebirge Mittel- und Südeuropas, Teile Asiens bis Japan, Sachalin und Kamtschatka sowie Südgrönland und grössere Teilgebiete Nordamerikas.
Häufigkeit: Verstreut in den Voralpen und Alpen, seltener im Jura. (CH) Fehlt im Mittelland vom Genfer- bis zum Bodensee fast gänzlich wie auch in Teilen der Nordwestschweiz und des Tessins. Bildet manchmal individuenreiche Populationen.
Gefährdung: Relativ gering, solange Bergwälder nicht kahl geschlagen und Torfmoore nicht trockengelegt werden. Inwieweit Stickstoffeintrag aus der Luft vorhandene Vorkommen beeinträchtigt, dürfte momentan kaum bekannt sein.
   
Hybriden:  Keine Nachweise.
Besonderheiten: L. cordata ist leicht zu übersehen. Dort wo die oben erwähnten Begleitpflanzen vorkommen, ist am ehesten mit dem Fund der Art zu rechnen. Nichtblühende Pflanzen sind in der Regel auf Grund der typischen Blattform und -Stellung sicher zu bestimmen. Verwechslungsgefahr höchstens mit kümmerlichen, nicht-blühenden Exemplaren von Listera ovata.
Zusatzinformationen: Da sich die meisten L. cordata-Vorkommen kaum direkt vor der Haustüre der verschiedenen Kartierungsmitarbeiter befinden und zudem eine grössere Zahl von alten Literaturangaben zu überprüfen sind, scheint es sinnvoll, unsere Suchaktion über zwei Jahre auszudehnen (2008/2009). Erfolgversprechende Zeitspanne für die Geländearbeit dürfte ab Mitte Mai bis Ende August sein.
Es ist wieder zu beachten, dass die mit provisorischen Koordinaten versehenen Literaturangaben eine alte Fundmeldung nicht metergenau bezeichnen, jedoch eine gewisse Gewähr für eine erfolgreiche Suche im betreffenden Gebiet gegeben ist (vgl. entsprechenden Bericht von Ruedi Irniger).

Pflanzenbeschrieb mittels Beizug diverser Literaturquellen und Durchsicht von eigenem Bildmaterial.

Für die Bereitschaft, am "Jahr der Listera cordata" aktiv mitzuwirken, bedanken wir uns bei allen.
Wir hoffen natürlich auf gute meteorologische Bedingungen, die eine optimale Vegetationsentwicklung ermöglichen.
Und - neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei uns jederzeit willkommen.
 
Ruedi Irniger, Walter Schmid

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Aktualisiert 16. 03. 2010

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