Zikaden
Bericht mit Fotos von Ernst Lienhard
Man kann Sie hören, aber nur selten sehen.
Zikaden sind wärmeliebende Insekten, die in den Mittelmeerländern und den Tropen recht
häufig sind. Einige wenige, meistens kleine Arten (weniger als etwa 10 mm lang), kommen auch
in warmen Zonen nördlich der Alpen vor. Ihr Lebensraum sind Büsche und Bäume, auf
denen sie sich in der Regel in grosser Höhe aufhalten. Sie sind scheu und fliegen sehr schnell
weg, wenn sich ihnen etwas nähert. Die Nahrung besteht aus Pflanzensäften.
Nach der Paarung legt das Weibchen die Eier mit Hilfe des Legeapparates in die Rinde der Zweige.
Die frisch geschlüpften Nymphen lassen sich zu Boden fallen, graben sich ein und leben
während mehreren Jahren an den Wurzeln verschiedener Pflanzen. Den Rekord hält die
amerikanische Zikade "Tibicen septemdecim". Ihren Namen hat sie erhalten, weil sie 17 Jahre
lang in der Erde lebt. In all diesen Jahren häutet sie sich nur siebenmal, zuletzt an einem
Pflanzenstiel, nachdem sie ihr unterirdisches Dasein beendet hat.
Da die Singzikaden durch ihre bräunliche Färbung und die durchsichtigen Flügel sehr
gut getarnt sind, ist es ausserordentlich schwierig, sie an den Zweigen zu entdecken; und das trotz
des kontinuierlichen und sehr lauten Gesanges, der an heissen Sommertagen oft von Sonnenaufgang bis
weit in die Nacht hinein erklingt. Insekten können Töne erzeugen, indem sie zwei
Körperteile aneinander reiben. Heuschrecken zum Beispiel streichen mit einer gezähnten
Leiste auf der Innenseite der Hinterschenkel über eine Flügelader oder eine sogenannte
Schrillkante am Hinterkörper, ähnlich einem Musiker der Violine spielt.
Die Zikaden haben zur Erzeugung ihres schrillen Gesanges einen ganz anderen Mechanismus entwickelt.
Kinder spielen hie und da mit einem verbeulten Blechdeckel, indem sie die Beule mit den Fingern hin
und her drücken und so ein lautes Klicken erzeugen. Nach dem gleichen Prinzip arbeiten zwei
Tympanalorgane an beiden Seiten des Hinterleibes der Zikaden. Starke Muskeln können die
bombierten Trommelfelle bis zu 400 mal in der Sekunde hin und her springen lassen, wobei die
erzeugten Töne noch mittels Resonanzräumen verstärkt werden. Es ist schon
erstaunlich, wie so kleine Organe eine derartige Lautstärke erreichen können.
Die Hörorgane der Insekten können sich an irgendeinem Körperteil befinden,
vielfach jedoch direkt unter dem Knie der Vorderbeine, oder am Hinterkörper, wie es bei
den Zikaden der Fall ist. Ob der unermüdliche Gesang der Männchen nur die Weibchen
zur Paarung stimulieren soll, oder auch noch anderen Zwecken dient, zum Beispiel um Feinde
abzuschrecken, ist noch zu wenig erforscht.
Nur die Männchen der Zikaden zirpen. Die Weibchen können also nur hören, aber nicht
aktiv kommunizieren. Diese Tatsache soll einen Wissenschaftler aus dem antiken Griechenland zu
folgender Bemerkung veranlasst haben: "Da ihre Weibchen stumm sind, führen die Zikaden ein
glückliches Leben."
![]() 1, 2: Cicala orni (Singzikade) Länge 3 cm, Vorderflügel mit 11 schwarzen Punkten. ![]() 3 Tibicina haematodes (Singzikade) : Länge 3 cm, Flügel ohne Punkte, Teile des Körpers und die Flügeladerung sind hellrot. 4 Centrotus cornutus : Länge 1 cm, der Halsschild hat 2 seitliche Hörner und eine an der Unterseite gewellte Verlängerung, lebt auf Brombeeren. ![]() 5, 6: Stictocephala bisonia Länge 5-6 mm, wie der Name andeutet, hat sie eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Büffel. Centrotus cornutus und Stictocephala bisonia gehören zur grossen Familie der Membracidae, die in Europa mit nur 4 Arten vertreten ist. ![]() 7 Cercopis vulnerata Länge 1 cm, stehen während der Paarung nebeneinander. 8 Emittero tiflocibidae sp. Länge ca. 5 mm, auf einem Rosendorn. ![]() 9 Philaenus spumarius (Wiesenschaumzikade) Nymphe, Länge 3-4 mm, der Schaum wird von der Nymphe produziert, er enthält Proteine, ist wasserresistent und schützt vor Feinden und Austrocknung. 10 Philaenus spumarius (Wiesenschaumzikade) erwachsen, Länge 5 mm. |
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Aktualisiert 02. 03. 2009
