Epipogium aphyllum Sw.
Autor und Fotos: Thomas Ulrich, 1 Foto: Joe Meier
Im Heft 1/2008 Seite 39ff habe ich Euch über unsere Beobachtungen zum Widerbart im Schweizer Jura berichtet. Auch dieses Jahr waren wir wieder auf der Suche im Gebiet und sogar mit grosser Hoffnung, waren doch das Frühjahr und der Frühsommer recht feucht. Nach einer Woche im Val d’Anniviers (Anfang Juli) auf der Suche nach der Listera cordata, ging es dann endlich in den Jura.
Gerechnet habe ich so mit vielleicht 20-30 verstreuten Exemplaren. Diese Erwartung wurde erfreulicherweise an einer Stelle auch erfüllt.
Nur, dass gleich neben diesen 23 Exemplaren wiederum ein Bündel mit ca. 30 Exemplaren stand. Insgesamt konnten wir im gesamten Gebiet sage und schreibe über 240 Exemplare zählen.
Dank Christophe & Vincent Boillat wissen wir, dass in der ersten Juliwoche lediglich 8 Exemplare blühten.
Fortsetzung der Tabelle aus Heft 1/2008
Jahr | Datum | Anzahl Standorte | Anzahl | Kommentare |
2007 | 30.6 | 1 | 6 | 6 Exemplare (2bl, 4 kn); Juli keine Funde |
Total 239 Exemplare in 8 Jahren | ||||
2008 | 15.7 16.7 4.8 |
>10 | 246 | Teilweise in Gruppen >20 Exemplare Wahrscheinlich 2 Blühphasen, Samenansatz 30-40% |
Dieses Jahr haben wir also mehr Exemplare gesehen als in den vergangenen 8 Jahren zusammen! Die Verbreitung im Gebiet nimmt trotz Holzeinschlag zu, die Population weitet sich nach Westen aus. In den stark ausgelichteten Teilen des Mischwaldes konnten jedoch keine Exemplare mehr nachgewiesen werden. In den Randbereichen konnten wir stattliche Populationen in der Abendsonne finden.
Die Anzahl Blüten pro Pflanze schwankte zwischen 1 und 6. Der Samenansatz war dieses Jahr wieder mit 30 - 40% sehr hoch. Leider konnten wir dieses Jahr keinen Bestäuber beobachten.
In diesem Zusammenhang ist es erwähnenswert, dass Einzelexemplare und Gruppen mit weniger als 5 Exemplare nahezu keinen Samenansatz zeigten, jedoch Gruppen mit mehr als 10 Exemplare einen deutlichen, zum Teil überdurchschnittlichen Samenansatz hatten. Man könnte (frech) aus dieser Beobachtung schliessen, dass Epipogium aphyllum nicht autogam ist (sonst würden auch kleinere Populationen Samen ansetzen (?)).
Hierzu eine Beobachtung aus dem Sefinental Anfang August (Aufnahme rechts, 5.8.2008).
Auch hier hatten wir das Glück einige Widerbart-Pflanzen zu finden, jedoch immer in kleinen Gruppen relativ weit voneinander entfernt. Sie zeigten jedoch einen deutlichen Samenansatz. In dem Bild wird auch deutlich, dass der Widerbart, auf Grund der kurzen Reifezeit der Samen, gleichzeitig Samenansatz und Blüte an einem Spross aufweisen kann.

Dank Joe Meier sind wir auch im Besitz einer Aufnahme einer tollen Population im Engadin mit 57 Exemplaren. Er schrieb uns am 18. August:
Letzte Woche kam mir dieser "Widerbartstock" mit 57 Pflanzen vor die Linse. Damit ich diesen Stock zählen konnte, musste ich kleine Ästlein dazwischen legen. Dort stehen übrigens innerhalb von 5 Metern über 150 Pflanzen. Da kriegt man einfach eine Gänsehaut. Selbst den Besuch einer Schnecke schadet dem Samenansatz der Pflanze nicht u. U. nicht einmal der Einzelblüte – ich denke auch der Samen dieser Blüte hat sich ausgebildet.
Foto: Joe Meier, Val d’Uin 13.8.2008
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Aktualisiert 01. 10. 2009
