Exkursionsbericht Sefinental, 4. Juli 2009
Autoren Jakob Gnägi und Thomas Ulrich, Fotos: Roland Wüest und Thomas Ulrich
Pünktlich, wie vereinbart, empfing Paolo die stattliche Schar AGEOler an der Zwischenstation Gimmelwald der Schilthornbahn bei prächtigem Sommerwetter. Lediglich um den Grat Gspaltenhorn - Büttlasse hingen noch einige weisse Wolkenfetzen, ansonsten war wie gewünscht der Himmel blau. Einige Teilnehmer erwarteten uns auch schon im Dorfbeizli, so dass sich insgesamt 37 Interessierte auf den Weg machten.
Zügig ging es dann leicht abwärts auf dem Fahrsträsschen Richtung Sefinental. Paolo hatte uns anlässlich der Begrüssung mitgeteilt, dass der Alpaufzug bereits stattgefunden und dabei das Rindvieh an der Bergflora genüsslich genascht hätte.
Trotzdem fanden sich immer noch einzelne hübsche Wiesenblumen am Wegrand:
Der Halbstrauchige Ehrenpreis, die Astlose Graslilie, Türkenbund, Eisenhut und Sterndolde. Im Schatten kleiner Fichten standen das seltene Moosauge und das Birngrün, genug zum Bestimmen und Fotografieren, sodass Paolo beim ersten Gatter ziemlich lange warten musste, bis er alle Schäfchen wieder bei sich sah. Hier gab er fundierte geologisch-geographische Erläuterungen zum Sefinental und Hinweise, welche Raritäten wir noch zu erwarten hätten.
Bei der Verzweigung Richtung Stechelberg verengte sich das Strässchen zu einem ansteigenden Wanderweg. Nach dem neuen Holzsteg über den Sefinenbach zeigten sich nun auch reichlich die erhofften Orchideen. Als dann ein Sperberauge die erste Korallenwurz entdeckte, nahm das Ah und Oh kaum ein Ende und Paolo strahlte, dass er seine Versprechungen einlösen konnte. Beim Mittagshalt pirschte Albert seinem Spürsinn folgend, statt Picknick & Siesta, in der Umgebung herum und fand, als Höhepunkt des Tages, ein lauschiges Plätzchen mit den ersehnten Listera cordata neben etlichen schönen Korallenwurz-Exemplaren. Damit war für Paolo das Spiel gewonnen und der anschliessende Aufstieg zum Chilchbalm, als Endpunkt der Wanderung, nur noch ein Spaziergang.
Da sich unterdessen die Kumuli am Gspaltenhorn merklich verdunkelt hatten und die ersten schweren Tropfen von sich gaben, war man sich rasch einig, zum Rückzug zu blasen.
Sozusagen als Dessert präsentierte sich beim Abstieg noch eine Ophrys insectifera als letztes Fotoobjekt. Beim Passieren der Schilthornbach-Brücke zeigte tosendes, braunschwarzes Wasser, dass offensichtlich das uns begleitende Donnergrollen oben am Schilthorn in Aktion war. Aber hier unten in Gimmelwald hellte es bereits wieder auf.
Paolo und Thomas gebührt von allen Teilnehmern ganz herzlicher Dank für diese interessante, vorzüglich geplante und geleitete Tour in eine eher unbekannte Gegend unserer schönen Heimat.
Text: Jakob Gnägi
Liste der gefundenen Orchideen (ohne Gewähr auf Vollständigkeit)
Cephalanthera rubra | Epipactis atrorubens | Neottia nidus-avis |
Coeloglossum viride | Gymnadenia conopsea | Ophrys insectifera |
Corallorrhiza trifida | Gymnadenia odoratissima | Orchis ustulata |
Cypripedium calceolus | Listera cordata | Platanthera bifolia |
Dactylorhiza fuchsii | Listera ovata | Pseudorchis albida |
Nachtrag zur Sefinental-Exkursion
(Thomas Ulrich)
Wie Jakob Gnägi bereits berichtet hat, war die Exkursionsgruppe recht gross. Das Teilnehmer-Feld zog sich zeitweise weit auseinander, so dass (leider) manche Entdeckung für viele verborgen blieb. Speziell zu erwähnen wäre der von Roland Wüest gefundene Hybrid:
Gymnadenia odoratissima x Nigritella rhellicani = xGymnigritella heufleri. (Fundort Chilchbalm).
Auch eine Schlange kroch uns über den Weg - sehr wahrscheinlich eine Schlingnatter - die so manchen Fotografen nicht abschreckte, ein Portrait von ihr zu schiessen.
Und da gibt es noch Wucherungen an Blütenpflanzen, wie hier an der Rapunzel, die einen verwundern.
Zuerst die normale Blüte, danach die von Schmarotzer befallene Blüte
Aber gut, dass in unserem Verein viel Spezialwissen vorhanden ist, so konnte Peter Blattner weiterhelfen:
Die Bestimmung der Gallen an der Rapunzel aus dem Sefinental war ziemlich einfach. Der Erreger ist eine Gallmücke mit dem wissenschaftlichen Namen Dasyneura phyteumatis. Die Beschreibung im Bestimmungsbuch lautet: "Krone der Blüten stark blasig aufgeschwollen, geschlossen bleibend, innen am Grunde mit verworrenen Haaren, zwischen welchen mehrere orangefarbene Larven leben. Meist an mehreren Blüten eines BIütenstandes."
Bestimmungsliteratur:
Herbert Buhr, Bestimmungstabellen der Gallen (Zoo- und Phytocecidien) an Pflanzen Mittel- und Nordeuropas, Gustav Fischer Verlag, Jena, 1964.
Eine Rarität im Sefinental blieb uns leider verborgen - die Blassgelbe Betonie (Stachys alope-curos). Ihre Blütezeit war leider ca. 14 Tage später - Mitte Juli. Letztes Jahr war sie am 5.8.2008 am Abblühen (Bild links). Eine schöne Habitus Aufnahme aus den Südostalpen (16.7.2009), genauer südöstlich der Klagenfurter Hütte im österreichisch-slowenischen Grenzgebiet hat uns Roland Wüest zur Verfügung gestellt.
Zum Schluss noch einige Impressionen aus dem Sefinental.
Ausser Schlangen sahen wir noch andere Tiere z.B. Apollofalter, Schwalbenschwanz beim Paarungsflug (-versuch) sowie einen Grasfrosch.
Zur Vervollständigung der Orchideenliste: Im August 2008 fanden wir noch nebst Goodyera repens wenige Exemplare Epipogium aphyllum mit reichlichem Samenansatz.
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Aktualisiert 01. 10. 2009
