Exkursion Rehaklinik Bellikon 27.8.2011
Autor und Fotos: Roland Wüest
Die vorausgegangene Gewitternacht hatte der Hitzewelle ein jähes Ende bereitet. Nichtsdestotrotz konnte Paolo Trevisan an diesem kühlen Spätsommermorgen eine grosse muntere Schar erwartungsvoller AGEOler und Gäste vor der Rehaklinik Bellikon begrüssen, denn das Hauptthema „Orchideen auf Flachdächern“ war sehr verlockend.
Paolo Trevisan stellte uns Klinikgärtner Koni Wiederkehr vor, welcher in der Einleitung die Aussenanlage charakterisierte.
Das Klinikareal bietet Lebensraum für eine Vielzahl attraktiver Tiere und Pflanzen. Von den Letzteren gedeihen mindestens 350 Arten, wovon rund 220 heimisch sind.
Darunter fallen erstaunlicherweise acht Orchideenspezies, die grau unterlegten Spezies wachsen auf zwei Klinik-Flachdächern:
Aceras anthropophorum (Puppenorchis)
Anacamptis pyramidalis (Pyramidenorchis)
Cephalanthera damasonium (Weisses Waldvögelein)
Dactylorhiza fuchsii (Fuchs’ Fingerwurz)
Dactylorhiza majalis (Breitblättrige Fingerwurz)
Epipactis palustris (Sumpf-Stendelwurz)
Listera ovata (Grosses Zweiblatt)
Spiranthes spiralis (Herbst-Wendelähre).
Die Besichtigung begann im artenreichen Kräutergarten, wovon die Klinikküche regen Gebrauch macht. Dort bewunderten wir in erster Linie die Ölweiden, welche mit ihren linearen silbergrauen Blättern und kleinen ovalen Früchten an Olivenbäume erinnern.
Im Blumensektor fielen die überwiegenden gelben Blütenpflanzen, zum Beispiel die verschiedenen Sonnenblumen, auf. Koni Wiederkehr erklärte uns, dass die Farbe Gelb die Verarbeitung eines schweren Schicksalsschlages am besten begünstige.
Nun führte uns Koni Wiederkehr zu den zwei mit Spannung erwarteten Flachdächern, die auf natürliche Weise mit Tausenden von Orchideen übersät sind.
Der magere Boden in windexponierter, nicht allzu heisser Lage behagt ihnen offenbar bestens. Mit Ausnahme der Spiranthes spiralis (Herbst-Wendelähre) kann man die Pflanzen Ende August selbstverständlich nur noch im Fruchtstand beobachten. In diesem stark fortgeschrittenen Vegetationsjahr präsentierten sich sogar die ungefähr 3’700 Spiranthes spiralis bereits fast vollständig im abgeblühten Zustand. Dem Schreiber gelang es, wenigstens noch ein fotogenes Exemplar zu erhaschen.
Im Herbst 2012 stehen Erweiterungsbauten der Rehaklinik auf dem Programm, wobei auch die orchideenreichen Flachdächer betroffen sind. Daher wird im nächsten Herbst eine fachmännische Orchideenumsiedlung (Zwischenlagerung in Kisten) durchgeführt. Koni Wiederkehr wird uns diesbezüglich auf dem Laufenden halten.
Entlang des rollstuhlgängigen Erholungsgeländes wachsen viele Beerensträucher. Koni Wiederkehr erläuterte uns, man habe sie bewusst an den Promenadenrand gepflanzt, damit die Früchte vom Rollstuhl aus gepflückt werden können.
Am idyllischen Aussichtspunkt genossen wir den Blick ins Reusstal sowie in die frisch verschneiten Innerschweizer Voralpen.
Anschliessend führte uns der Weg an einer faszinierenden Hecke vorbei, die zahlreichen Vögeln und anderen Tieren Unterschlupf beschert.
Nach einem Streifen mit Steinrasenflora endete unser Rundgang. Zu diesem Zeitpunkt tangierte uns eine neue Kaltfront mit Wind und Nieselregen, welche die Temperatur auf unangenehme 10°C absinken liess. Bellikon, das laut Koni Wiederkehr wegen des etwas rauen Klimas auch als „Sibirien des Aargaus“ bekannt ist, machte seiner Bezeichnung alle Ehre.
Im willkommenen warmen Mensa-Restaurant genossen wir den von der Klinik offerierten Kaffee mit Gipfeli und liessen das Erlebte nochmals Revue passieren.
Im Namen aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer entbiete ich Koni Wiederkehr für seine kompetente Führung ein herzliches Dankeschön und hoffe auf eine erfolgreiche Verpflanzung der Flachdach-Orchideen.
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Aktualisiert 01. 02. 2014
