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AGEO Exkursion St. Antönien 9.7.2011

Autoren: Johanna Burkhalter & Thomas Ulrich, Fotos: Ursula Lienhard, Jürg Luder, Thomas Ulrich


Exkursion St. Antönien Gruppenfoto, Foto Ursula LienhardAm Morgen des 9. Juli 2011 trafen sich etwa vierzig AGEO-Mit­glieder und Interessierte in St. Antönien Rüti. Das Wetter schien uns hold zu sein, statt den erwarteten Gewitterwolken lachte die Sonne und leuchtete der blaue Himmel. (Dies war mir sehr recht, denn ich halte mich bei starken Gewittern nur ungern in Gottes freier Natur auf!)
Göpf Grimm be­grüsste uns und, nachdem er ein Op­fer für den Exkur­si­onsbericht gefun­den hatte, teilte er uns in drei Gruppen auf. In klei­ner For­mation hatten wir eher Ge­legenheit, uns die Orchideen genauer anzu­schauen und Fragen zu stellen. Ich ge­sellte mich zur letzten Gruppe, die Paolo leitete.
Paolo erklärte uns, dass die eine Seite des Tals, durch das wir hoch wandern wollten, sehr intensiv bewirtschaftet werde, auf der andern, steileren Schattenseite jedoch weniger. Wir dort und auch an den Strassenböschungen beidseits, eine reichhaltige Flora fin­den.
Das gelbe Greiskraut, das uns überall entgegen leuchtete, sei ein Zeichen von Überdüngung, dort mussten wir unsere Orchi­deen nicht suchen!
Exkursion St. Antönien Gruppenfoto, Foto Ursula LienhardAber schon bald entdeckten wir rechter Hand in einem kleinen kurzrasigen Feucht­gebiet die ersten Dacty­lorhiza majalis und viele Gymnade­nia conopsea. In der Nähe fan­den wir auch Dac­tylorhiza fuchsii.
Nun gab es so viel zu se­hen, dass wir auf dem schmalen Sträss­chen hin und her eilten, um kein seltenes Pflänzlein zu verpassen. Paolo schickte uns auf selbständige Entdeckungstour. Das wurde durch die kundigen Teilnehmer tor­pediert, denn:
Dort, wo sich eine Menschentraube bildete, war gewiss ein seltenes Pflänzlein zu finden...

Wohlriechende Handwurz – Gymnadenia conopsea, Foto Thomas Ulrich Wohlriechende Handwurz –
Gymnadenia conopsea
Bewimperter  Steinbrech – Saxifraga aizoides, Foto Ursula LienhardBewimperter Steinbrech –
Saxifraga aizoides
Pestwurz-Wüger – Orobanche flava, Foto Ursula LienhardPestwurz-Wüger –
Orobanche flava

So bewunderte und beschnupperte ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Gymnadenia odoratissima, (sie trägt ihren Namen zu Recht!). Auch lernte ich wieder einmal das „Elend der Kreuzun­gen“ kennen: Schöne Pflanzen, aber oft nicht mit Sicherheit zu bestimmen, dieses Mal eine Dactylorhiza fuchsii x Dacty­lorhiza majalis, ziemlich sicher!
Ganz nebenbei machte uns Paolo auf die seltene, unscheinbare Alpenwachsblume aufmerksam.
Ich freute mich über die Polster des Bewimperten Steinbrechs, die die munteren Bächlein zierten. (Nicht zu vergessen den Eisenhut, die Sumpfdistel und den Würger der Pestwurz, der uns immer wieder begegnete.)
Weil sich weiter vorn auf der rechten Strassenseite eine auffallend grosse Menschenmenge angesammelt hatte, war klar, dass uns etwas Besonderes bevorstand, speziell, weil auch Jürg Luder sein Dreibein auspackte!

Malaxis monophyllos – Zartes Einblatt, Fotos Jürg LuderMalaxis monophyllos – Zartes Einblatt Malaxis monophyllos – Zartes Einblatt, Fotos Jürg Luder Malaxis monophyllos– Zartes Einblatt Malaxis monophyllos – Zartes Einblatt, Zeichnung Katrin SpörriMalaxis monophyllos
Zeichnung Katrin Spörri

Nachdem wir Zutritt zur seltenen Pflanze hatten, mussten wir ganz genau hingucken, um etwas Orchideenartiges zu finden:
Das zierliche, feine Einblatt, Malaxis monophyllos machte uns die Freude! Diese Entdeckung bedeute sozusagen einen Sechser im Lotto, meinte Paolo!

Braunrote  Ständelwurz - Epipactis atrorubens, Foto Ursula LienhardBraunrote Stendelwurz — Epipactis atrorubens Angebranntes  Knabenkraut — Orchis ustulata, Foto Ursula LienhardAngebranntes Knabenkraut — Orchis ustulata Fliegen-Ragwurz — Ophrys insectifera, Foto Ursula LienhardFliegen-Ragwurz — Ophrys insectifera

Einige Schritte weiter zeigte sich die erste Epipactis atrorubens, in voller Blüte, weitere aufblühende Exemplare folgten.
„Alti Mane“ - die keine waren, sondern Samen­stände der Silberwurz, Wollgras, Alpenwundklee - an einem ruderalen Plätzchen die Nachtviole, die Bewimperte Alpenrose, die im Gegensatz zur Rostblättrigen Alpenrose auf Kalk wächst, Bergflachs und das Fettblatt freuten uns. Guido machte uns auf die Wasseramsel aufmerksam, die immer wieder im Schaniela-Bach tauchte, um nachher gleich in einer kleinen Höhle über dem Wasserspiegel zu verschwinden, schön!
Bei Ronenegg verliessen wir das Strässchen und wanderten auf der linken Seite des Flusses weiter das Tal aufwärts. Das herzige Weglein führte über Weiden und überquerte Seitenbächlein. Die Dactylorhiza incarnata zeigte sich uns, sowie die Orchis ustulata. (Ich freute mich auch über den kreuzblättrigen Enzian und den Alpensteinquendel.)
Die verdiente Mittagsrast (um 13.30 Uhr!!) war nicht so gemütlich wie gewünscht, obwohl wir während dem Essen einige Nigri­tella rhellicani betrach­ten konnten. Kathrin und Al­bert drängten zum Aufbruch, sie wollten ins Alpenrösli, zum Kaffee!


Exkursion St. Antönien Platz für die Mittagsrast, Foto Ursula LienhardSie hatten sich ja ausgeruht, weil sie mit der ersten Gruppe schon viel früher am Rastplatz angekommen wa­ren!
So machten wir uns etwas überstürzt auch auf den Weg. Weil AGEOler Individualisten sind, hatten sich die Gruppen längst auf­gelöst, aber da wanderte überall so viel Wissen, dass ich als An­fängerin ganz gut aufgehoben war. Wir entdeckten einige Traunsteinera globosa und später, gleich unterhalb vom Restau­rant Alpenrösli: Bär­tige Glockenblumen, oran­ges Habichtskraut, den Bas­tardklee, das einköpfige Be­rufs­kraut und den Trau­bensteinbrech.

Exkursion St. Antönien Gruppenfoto, Foto Ursula Lienhard Exkursion St. Antönien Gruppenfoto, Foto Ursula Lienhard

Im Alpenrösli tranken wir sauren Most, je nachdem mit oder ohne Alkohol, nach individueller „Eichung“ eben!! Das Servierpersonal war ob unseres Ansturms etwas überfordert!
Um Viertel vor drei bra­chen wir auf, um den Rückweg unter die Füsse zu nehmen. Zu­rück nach St. Antönien Rüti, folgten wir dem Strässchen. Aber schon nach hundert Metern blieben wir stehen: Scharfe Augen hatten die Coeloglossum viride entdeckt! Gleich daneben wuch­sen Mondrauten. Später leuchtete uns der Gold­pipau und das Sumpfherzblatt entgegen.
Mannen suchten und fanden die Samenstände der Pseudor­chis albida, die die Schreibende wenig interessierte, äxgüsi!

Exkursion St. Antönien Landschaftsbild, Foto Ursula Lienhard Exkursion St. Antönien Landschaftsbild, Foto Ursula Lienhard

Exkursion St. Antönien, Landschaftsbild Zeichnung Katrin SpörriWir wanderten, die mar­kante Sulzfluh und die Schijenflue nun im Rücken, un­serem Ausgangs­punkt zu. Ich genoss das kühle Lüft­lein nach der Hitze sehr. Ausser den ver­blühten Tür­kenbund­lilien sichtete ich nichts Neues. Ra­scher als gedacht fanden sich die ersten Wanderer beim Treff­punkt ein.
Weil das nahe Hotel geschlossen hatte und wir gar keine Lust verspürten, eine gute Stunde in der Hitze zu warten, marschierten wir nach St. Antönien, um dort den Durst stillen zu können.

Leider wussten wir nicht, dass ehr­geizige Blüemeler noch weitere Ex­emplare der Mala­xis monophyllos suchten. Ausser „unseren“ drei Pflanzen, zählten sie schliesslich insgesamt vierzehn dieser seltenen Spezies!
Die Kommunikation via Natel funktionierte nicht: Leider trafen wir uns nicht mehr und konnten uns nicht bedanken und uns nicht mehr vonein­ander verabschie­den, der einzige Wermutstropfen die­ser gelungenen Ex­kursion! Danke für alles, ich freue mich schon aufs nächste Mal!    Johanna Burkhalter


Exkursion St. Antönien, "...hinter dem Mond, links", Foto Thomas Ulrich

Vorgeschichte

„Danke für alles, ich freue mich schon aufs nächste Mal!“. So endet der Exkursionbericht. Aber wie kommt es zu einer ge­lungenen Exkursion? Dies wollten wir einmal erkun­den und haben uns den 3 Exkursionsleitern am 5.7.2011 zur Vorexkursion angeschlossen.
Vor 5 Uhr aus den Federn und kurz vor 6 Uhr in den Zug einsteigen – zu­mindest für uns Oltner Paolo, Beate und mich. Göpf und Albert waren noch frü­her unterwegs. So früh gehe ich nicht einmal zur Arbeit Smiley.

Wir trafen Albert und Göpf in Lanquart im Regionalzug nach Küblis und waren so gegen 9 Uhr am Aus­gangspunkt. Wir benötigten ja schliesslich Zeit, um alles aufzuspüren, so dass am Samstag nicht ver­gebens gesucht werden musste. Und schnell wurden wir fündig und alsbald hat sich die Anspannung gelöst – ja das wird eine gute Exkursion.

Vorexkursion St. Antönien, Foto Thomas UlrichDie Exkursion wird gut. Die „Drei Zufriedenen“ bei der Mittagsrast – ohne Kaffee zum Leidwesen von Paolo. Hier konnte unser Chai-Tee in der AGEO-Thermoskanne den „Entzug“ etwas lindern – das nächste Mal nehmen wir Kaffee mit. Gestärkt ging es dann Richtung „Alpen­rösli“.
Auf der Suche nach der Nigritella rubra, Foto Thomas UlrichAuf der Suche nach der Nigritella rubra

Schwarzes Männertreu — Nigritella rhellicani, Foto Thomas UlrichGefunden wurde das Schwarze Männertreu —Nigritella rhellicani Das steinige Gebiet haben wir intensiv durchsucht – angeblich sollte es auch einige Nigritella rubra ge­ben, aber wir suchten ver­gebens.

AGEOler – hier Göpf – suchen an den seltsamsten Orten nach Orchideen. Auch wenn er etwas Spannendes gefunden hätte, hätte er am Samstag aus Sicherheitsgründen die Gruppe nicht in dieses Gebiet führen können.
Trotz allem Einsatz blieb uns das zarte Highlight verborgen –
wir haben am falschen Ort intensiv gesucht.
10 Augen sehen halt doch weni­ger als 80 Augen.


Thomas Ulrich

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Aktualisiert 05. 10. 2011

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