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Clemgia-Schlucht

Autor und Fotos: Joe Meier

Feldschlangen, Ofenbänke und Orchideen

Die Geschichtsbücher urteilen streng.
„Es waren die Kriegsscharen Alois Baldirons, die im Jahre 1621 über die Sesvennaberge durchs S-charl-Tal und die Clemgia-Schlucht ins Unterengadin eindrangen und dort den Engadinern die Waffen entwanden. Kriegsschauplatz war der Kirchenhügel von Scuol. Auf dem Friedhof passten die tapferen Männer und Frauen von Scuol den tausenden Österreichern mit ein paar Feldschlangen (kleinkalibrige Kanonen) und Büchsen ab. Zwei Tage hätten sie die Feinde, die in Hundertscharen aus der Clemgia strömten, in Schach gehalten. Sogar watend durch den Inn, dem Feind entgegen, sollen sie reiche Beute gemacht und ihn ge­schlagen haben. Sie jubelten Sieg. Zu früh! Eine List und zahlenmässige Überlegenheit liess dann die Österreicher obsiegen und zu den Herren des Dorfes Scuol machen.“

In etwa so steht es in der Erzählung „Streifzüge im Engadin“ 1898, von J.C. Heer (Baldiron: = Oberbefehlshaber der spanisch-habsburgischen Truppen).

So begehen wir das in Blut getränkte „Ehrenblatt“ mit 200 Gefal­lenen in Scuol mit grosser Ehrfurcht. Vergessen sind die Bündner Wirren. Frei von Angst und Bange streben wir der Clemgia zu; hier herrscht Friede. Statt mit Kanonen, sind wir mit Kameras ausgerüstet. Wir sind friedvoll und fröhlich gesinnt und machen höchstens virtuelle Jagd auf Orchideen und andere botanische Schätze, die es in und um die Schlucht gibt. Auch die spannende Geologie in der Clemgia hält uns viele Überraschungen bereit.
Scuol Kirche und Dorf am Inn, Foto Joe Meier Scuol Kirche und Dorf am Inn Clemgia-Schlucht, Foto Joe Meier Clemgia-Schlucht

Frauenschuh, teilweise ausgegraben, Foto Joe Meier Frauenschuh, teilweise ausgegraben Frauenschuh an der Ostflanke Clemgia San Jon, Foto Joe Meier Frauenschuh an der Ostflanke Clemgia San Jon

Da mein Bericht evtl. von Menschen ge­le­sen wird, die ihre Wanderungen nicht ohne Spaten unter­nehmen, verzichte ich auf genauere Pflan­zen- und Standortan­gaben. So überque­ren wir den Eisensteg hinter Curlaina, der uns eine Abkürzung über und in die Schlucht öffnet. Die tosende Clemgia nimmt uns bei Clüsa sofort gefangen und schon bald begrüssen uns die ersten botanischen Schönheiten. Das Einblütige Wintergrün (Moneses uniflora) nickt uns zu. Noch ist das Birngrün (Orthilia secunda) knospig. Die Fuchs-Fingerwurz (Dactylorhiza fuchsii) meldet ihre baldige Blütezeit an, die Weisse Waldhyazinthe (Platanthera bifolia) grüsst uns von beiden Talsei­ten herab. Weitere Schönheiten fordern unser botanisches Wis­sen. Plötzlich wird es still im Tal. Es folgt wahrlich eine Durststre­cke. Denn die Clemgia führt kaum mehr Wasser. Eine Viertel­stunde flussaufwärts ist sie gestaut. Im fast trockenen Bachbett würde kein Fisch überleben. Ein bisschen Restwasser täte den Sinnen gut. Das oben gesammelte Wasser wird Turbinen zuge­führt. Zügig geht es bergwärts, das Clemgia-Bachbett queren wir mehrmals über Stege und Holzbrücken. In grossen Horsten ste­hen Rundblättrige Wintergrün (Pyrola rotundifolia) am Pfad. Sind wir aufmerksam, entdecken wir in den steilen, unbegehbaren Hängen die ersten Frauenschuhe (Cypripedium calceolus).

Clemgia Gesteinsformation, Foto Joe Meier Clemgia Gesteinsformation Clemgiaweg, Serpentinit, Foto Joe Meier Clemgiaweg, Serpentinit Clemgia Gesteinsformation, Foto Joe Meier Clemgia Gesteinsformation Clemgia-Schluchtweg, Krempling im Felsen, Foto Joe Meier Clemgia-Schluchtweg, Krempling im Felsen

Clemgia, Foto Joe Meier Clemgia Das Stauwehr liegt hinter uns und damit übernimmt die Begleitmelo­die der Clem­gia von neu­em das Zep­ter. Die riesi­gen, mehr­far­bigen und for­men­reichen Fel­sen und Steine im Bachbett be­eindrucken.

Den einen oder andern Brocken könnte man sich im eigenen Garten gut vorstellen. Man fragt sich unwillkürlich, wie diese Kolosse wohl hierher gelangen konnten. Es bleibt nicht viel Zeit solchen Gedanken nachzuhängen und schon sind wir bota­nisch wieder gefordert. Der Bunte Hohlzahn (Galeopsis bifida) äh­nelt den Orchideen und könnte uns zum Narren halten. Bald ein­mal lenkt uns der Blick zu den bizarren Felsbändern/-adern. Be­drohlich hängen sie senkrecht über uns, um dann in die Clemgia zu versinken und auf der andern Seite wieder in die Höhe zu stei­gen. Senfgelb bis dunkelgrün gar bläulich eingefärbt fangen sie unsere Aufmerksamkeit ein. Rau zwar der Dolomit, fein dagegen sind die Serpentinit-Felsen anzufassen. Der Speckstein über­rascht uns so sehr, dass wir ihm gerne, liebkosend fast, ein paar Streicheleinheiten verpassen. Wäre er nicht so tief im Tal, würde man ihn sicher für die Produktion von Ofenbänken abbauen. Er ist so „weich“, dass man ihn mit dem Fingernagel oder Sackmesser ritzen kann. Und wenn wir schon in die nahen Felsspalten äugen, entgehen uns die Asbestaufschlüsse (Faserserpentin) kaum. Man ist geneigt, die feinen Flitterchen durch die Hände gleiten zu las­sen. Keine Angst, in diesem Zustande werden sie uns nicht viel anhaben können.

Bunter Hohlzahn, Foto Joe Meier Bunter Hohlzahn Flechte am Clemgia-Weg, Funtanas, Foto Joe Meier Flechte am Clemgia-Weg, Funtanas

Die Schlucht ist so span­nend zu bege­hen, dass man unweigerlich immer wieder anhält, zurück­schaut, stau­nend und schaudernd zugleich die Gischt im reis­senden Bach betrachtend. Bereits eine Stunde sind wir unterwegs, die Zeit verfliegt im Nu. Der Weg ist meist gut gesi­chert und ausgebaut. Es ist nicht zu übersehen, dass der Forst­dienst Scuol hier laufend Instandstellungsarbeiten ausführen muss, um die Sicherheit der Wanderer zu gewährleisten. Mir kommt Baldirons Sturm auf Scuol in den Sinn. Wie wohl sind seine Soldaten mit Pferd, Sack und Pack, Gewehren und Schwertern beladen durch diese wilde, damals kaum begehbare Schlucht nach Scuol vorgerückt? Fraglos mit bösen Gedanken, fluchend und schreiend. Nichts von all dem ist zurückgeblieben, alles verhallt. Dem schmalen Weg entlang heissen uns die Frau­enschuhe willkommen. Es werden deren immer mehr, je höher wir steigen. Obwohl wir feststellen müssen, dass einige fehlen seit dem letzten Jahr. Ja, es gibt sie leider auch hier, die Frauen­schuhschänder. Eine „Blutspur“ anderen Kalibers hinter sich her­ziehend. Zum Glück stehen die Cypripedium calceolus f. citrinum noch.

Widerbart, Foto Joe Meier Widerbart Epipogium aphyllum Clemgia Funtana Nebental, Foto Joe Meier Clemgia Funtana Nebental Abwechselnd führt der Weg durch besonntes oder schattiges Ge­lände. Selbst bei heissem Wetter, kommt man kaum ins Schwit­zen. Es ist angenehm kühl. Mehrmals werden wir von der östlich gelegener Felsenwand her mit frischem Quellwasser geduscht. Vögel suchen sich auf den nassen Treppchen der feinen Rinnsale Leckerbissen. Schade, dass ich in der Vogelkunde nicht „zu Hause“ bin. Auch da gäbe es vieles zu erhaschen und später zu erzählen.
Immer dort, wo der enge Fel-senweg die mächtigen Flan­ken streift, kann es in Nischen wunderschöne Krustenflechten und Blatt­flech­ten haben. Ihre unerschöpf­liche Arten- und For­menvielfalt moti­vieren mich die Vorteile einer Lupe zu nützen. Was man da sehen kann! Ich wünschte, ich wäre Dichter. So vermag ich Ihnen, liebe Lesende, nur zu empfehlen: Betrachten Sie die Flechten einmal etwas genauer. Da tut sich eine Welt auf.
Frauenschuh - San Jon geplündert 2009, Foto Joe Meier Frauenschuh - San Jon geplündert 2009 Seit Jahrzehnten bin ich der Ansicht, dass in der Clemgia-Schlucht sowohl das Kleine Zweiblatt (Listera cordata) als auch der Widerbart (Epipogium aphyllum) vorkommen müssten. Das Biotop ist dafür wie geschaffen. Wie oft war ich mit Pflanzenfreun­den in dieser Schlucht unterwegs. Einmal gar mit mehr als 50 AGEOlern. Nein, wir haben sie nicht entdeckt. Es war zum Ver­zweifeln. Und doch, es gibt sie, beide. Endlich, letztes Jahr, nach­dem ich die Clemgia im Rahmen eines Projektes ca. 15 Mal durchwanderte, war die Zeit gekommen. Ich fand das Kleine Herzblatt, und es waren nicht wenige. Die Freude war so gross, wie wenn ich eine neue Art Orchidee entdeckt hätte. Ein Jahr zu­vor hatte ich im August, im Rahmen einer Nachkartierung, die Be­stäubungsrate der Frauenschuhe überprüfen wollen. Ich machte zwei Entdeckungen: An 17 Stellen waren leider Frauenschuhe in grösserem Stile ausgegraben worden: grosse Trauer über den Verlust von ca. 200 Pflanzen; Wut über soviel Egoismus und Dummheit übermannte mich. Als müsste es so sein: Im gleichen Rundgang begrüssten mich an ca. 10 Standorten „meine“ ersten Widerbarte in der Clemgia, dies nach 38 Jahren Suche. Trauer und Freude am gleichen Tag. Doch verhaltene Freude überwiegt.

Hexen, Fieberklee und gesunde Wässerchen

Mondraute, Foto Joe Meier Mondraute Fieberklee, Foto Joe Meier Fieberklee, Lai Nair Fast hätte ich vergessen zu erzählen, dass eine kilometerlange Zusatzschlaufe uns an einen Ort gebracht hat, der des Natur­freundes Sinne fast „von Sinnen“ bringt. Ein Feuchtgebiet der speziellen Art. Kleine Wasserfälle, feine Rinnsale direkt aus den Felsen sprudelnd. Moose, Wasserpflanzen, Orchideen und Lilien schmücken eine steile, im Flachen endende, begehbare Felsen­partie. Die Ungestörtheit an diesem Ort kann die Gedanken nicht verscheuchen, dass vor fast 400 Jahren, die Horden Baldirons zum Gemetzel nach Scuol zwingend hier durchkommen mussten. Wie mag der Biotop danach wohl ausgesehen haben?
Unsere Wanderung durch die Schlucht geht weiter. Wir entschei­den uns für den Weg nach Avrona. Vor Augen haben wir die fei­nen Kuchen, die dort angeboten werden. Wieder einmal passieren wir einen Steg, der letzte, der uns über die Clemgia führt. Der Weg schlängelt sich hinauf zum Weiler Avrona. Vorher aber geht’s durch den Garten Eden. Ob es vier „Ströme“ hat in diesem Ge­lände, weiss ich nicht. Fruchtbar ist es und alle bereits beschrie­benen Blütenpflanzen und viele mehr begleiten uns. Da kommen noch hinzu: Weitere Fingerwurzarten, das Gemeine und Alpen-Fettblatt (s. Pinguicula), Meieriesli (Convallaria majalis), Türken­bund (Lilium martagon) und weit oben, bevor es flacher wird, säumen Nestwurz (Neottia nidus-avis), Korallenwurz (Corallorhiza triffida) und das Grosse Zweiblatt (Listera ovata) den Weg. Sind das Hybriden dort drüben? Die zahlreichen Alpenreben (Clematis alpina) zieren die Bäume, als hätte jemand Schmuck aufgehängt. Ein ganz anderer Biotop erwartet uns auf Jürada d’Avrona. Kurz davor haben wir vermutlich die schönsten Horste Fliegenragwurz (Ophrys insectifera) übersehen. Sollen wir zurückgehen? Nicht entgangen sind uns die vielen Wohlriechenden Mückenhandwurz (Gymnadenia odoratissima), die mit allen Farbnuancen spielen. Hatte ich dort nicht vor Jahren eine Rotbraune Stendelwurz (Epi­pactis atrorubens) getroffen, die zwei blühende Rispen trug? Im Moment blüht sie noch nicht. All diese Fragen, Erwartungen und Begegnun­gen machen es uns leichter, den relativ steilen Aufstieg mühelos zu meistern.
Ist das Restaurant Avrona offen, gibt es kein Vorbeikommen. Es lohnt sich, eine Pause einzulegen. Soviel Schönes und auch Neues haben wir angetroffen. Das muss doch erst einmal verdaut werden; zusammen mit einem köstlich schmecken­den Aprikosen­kuchen mit oder ohne Rahm. Noch nicht erwähnt habe ich, dass wir ein reiches Pilzgebiet bereits passiert haben.
Dann, kurz nach dem Restaurant hängt man sich links ins Hang­moor. Es ist nicht einmal nötig, über den Moorrand hinaus zu ge­hen. Das Angebot an Orchideen und Fieberklee (Menyanthes trifoliata) in diesem fast kilometerlangen Feuchtgebiet ist schier unerschöpflich. Fingerwurz-Spezialisten finden hier ein Tummel­feld, das sie so schnell nicht mehr vergessen. Mehr möchte ich nicht ausplaudern. Gutes, möglichst wasserdichtes Schuhwerk ist hilfreich.
op Tarasp, Lai Nair Gebiet, Foto Joe Meier op Tarasp, Lai Nair Gebiet Tarasp Lai Nair, Foto Joe Meier Tarasp Lai Nair Es zieht uns weiter hinauf zum Lai Nair. Bleiben wir auf dem offi­ziellen Weg, dürften uns die Roten Waldvögelein (Cephalan­thera rubra) am meisten freuen. Auf der moorähn­lichen Nass­wiese östlich vor dem Moorsee Lai Nair tut sich wiederum eine neue Welt auf. Es gedeihen so viele Mehlprimel (Primula farinosa), dass man auf Zehenspitzen gehen, ja fast fliegen möchte. Es lohnt sich alleweil in diesem einmaligen Biotop etwas genauer hinzuschauen. Die Pflanzengesellschaften am nördlichen „Bettrand“ des Lai Nair (Schwarzsee, 1550 müM) sind denen der alpinen Stufe sehr ähnlich. Die Flechtenwelt in den Trockenstand­orten ist einzigartig. Auch hier lohnt es sich, die Lupe aus der Tasche zu zücken; nur schon der Mondraute (Botrychium lunaria) wegen.
Der Rückweg von Lai Nair hinunter nach Tarasp kann man seinem eigenen Gusto folgend gestalten. Ich bevorzuge den weite­ren Weg über Magnüda, Val Zuort. Die Aussicht hinunter und hinüber ins Tal, auf den Taraspersee, das Schloss Tarasp und die mächtigen Oberenga­diner Höhenzüge ist traumhaft. Die Wiesen, die man durch­wandert, sind botanisch zwar nicht mehr Spitze, aber noch recht interessant, obwohl sie beweidet werden. Ein Feuchtgebiet in einer Waldlichtung erregt unser Interesse. Je nach Lust und Laune kehren wir in Fontana für eine Stärkung ein oder zie­hen gleich weiter nach Florins in Richtung Vulpera. Wer sich dafür interessiert, macht kurz nach Florins noch einen kleinen Abste­cher zur sagenumwobenen Hexenplatte in Sgnè (platta da las stiras). Beeindruckend dort die Mächtigkeit der eingezäunten Platte mit den zahlreichen kleinen Schalen, die, wie es mir scheint, von Hand und mit Werkzeug ausgeformt worden sind. Ganz anders soll es gewesen sein, meinen die Hexen-Experten. Bei den nächtlichen Tänzen hätten sich die Hexen auf ihren Zie­genfüssen so wild und rasch gedreht, dass sie Vertiefungen in die Platte bohrten. Über solche Dinge mag ich nicht streiten.

Gekiehlter Lauch, Foto Joe Meier Gekiehlter Lauch Leider lohnt sich dort der Gang durch die Wiesen kaum mehr. Man trifft nur noch meterhohe Fettwiesen und im Wald deponierte Miststöcke; wenn amtlich nicht endlich eingeschritten worden ist. Vielleicht lässt sich am einen oder andern Ort, wo keine Jauche hinkommt, noch eine Restpopulation Gekielter Lauch (Allium carinatum) finden. Hingegen ist der Weg hinunter zum Waldrand (nordwestlich von Sgnè) höchst interessant. Da reiht sich beid­seits des schmalen Weges, nebst der Astlosen Graslilie (Antheri­cum liliago) und dem Grossen Wiesenknopf (Sanguisorba offici­nalis) Orchidee an Orchidee und vieles mehr.
Ist man im Walde angelangt und bleibt auf dem Zick-Zack-Weg in Richtung Trinkhalle Vulpera, so möchte ich weiter nichts verraten, als dass Sie hellwach ins Tal ziehen sollten. Wie ich jeweils sage: „Wenn Du dort keine botanischen „Schätzeli“ siehst, lege Dir ein anderes Hobby zu und verstopfe die Strassen im Unterland …“ Da folgt nämlich ein botanisches Dessert im 5-Sternebereich.

Malaxis monophyllos, Foto Joe Meier Zartes Einblatt Malaxis monophyllos Wir nähern uns genau dem Ort, wo Baldiron mit einer Kriegslist den Scuolern in den Rücken gefallen ist. Die für ihn hilfreiche Brü­cke von damals steht, zwar neu gebaut, noch am gleichen Fleck. Der Rückweg vorbei an der Trinkhalle nach Curlaina Scuol ist für viele eine Fleissarbeit. Die zwei Kilometer sind ein Genuss, wenn man weiss, was dem Weg entlang noch alles zu sehen ist. Nicht nur der Inn im Fortissimo, nein auch die markante Geologie und die bereits beschriebenen Pflanzen kommen zur Repetition nochmals an uns vorbei. Allerdings, das muss ich bekennen: Nur wer diesen Weg aufmerksam begeht, wird den Endtest auch be­stehen. Man könnte aber auch unter „Druck“ sein. Denn:
Wir passierten die Trinkhalle in Vulpera. Die dort angebotenen Wässerli, die schon Paracelsus im 16. Jh. untersucht hat, sind gewöhnungsbedürftig. Sie sollen aber gesund sein. Die Glauber­salzwasser Lucius und Eremita – sie gehören zu den stärksten in Europa - sind nicht so mein Ding. Wenn ich mir heute eines der Wasser antun möchte, ist es höchstens der Eisensäuerling Boni­fazius (Lucius und Emerita gehören zu den stärksten Glaubersalzquellen Europas und werden unter anderem für Magen-, Darm- und Gallenblasenleiden angewendet. Die Bonifazius, ein alkalischer Eisensäuerling, fördert die Harnausscheidung und hat eine günstige Wirkung bei gewissen Harnsteinleiden und bei Osteoporose.). Grimassen schneidend lasse ich ihn dem Magen zukom­men. Dort wird über die nächste halbe Stunde der Teufel los sein. Zügigen Schrittes gehen wir in Richtung Scuol. Gut zu wissen, dass es am Wege dorthin immer wieder Stellen hat, wo man aus­treten kann. Beruhigend, dass es nicht allen Menschen gleich er­gehen muss. J.C. Heer hat es treffender beschrieben: „Solange man in Tarasp ist, trinkt man Wasser und ergeht sich auf den kühlen Waldpromenaden am rechten Ufer des Inns, wo an lau­schigen Stellen die koketten Promenadenklosets stehen und sich dem Spaziergänger öffnen.“ Wo sind die koketten Klosets wohl geblieben? Ich weiss es nicht. Mir kämen sie jedenfalls, weit ge­öffnet, sehr gelegen. Tarasp mit Schloss und See, Foto Joe Meier Tarasp mit Schloss und See

 

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Aktualisiert 01. 12. 2011

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