Exkursion 19.5.12 "Seewasserwerk Moos ZH" und "Ankenweid, Leimbach"
"Seewasserwerk Moos ZH"
Autor Walter Lüssi, Fotos: Ursula Lienhard, Roland Wüest
Bald geht es los
Die Dächer mussten erstmal erklommen werden.
Um 9.20 Uhr waren rund 30 Teilnehmer anwesend und Göpf Grimm konnte uns begrüssen.
Er stattete Herrn Gonella, dem Leiter des Werks unseren Dank ab, dass er den schönen Morgen für uns hergab und uns das gesicherte Tor öffnete! Gutes Trinkwasser muss eben gesichert sein!
Das Besondere dieser vier Flachdächer über den Filterhallen ist der sich während Jahrzehnten eingestellte Orchideenreichtum, welchen wir besichtigen durften! Nicht jedermanns Sache war der Dachaufstieg über ungesicherte senkrechte Leitern - doch man meisterte auch dies. Oben hiess es: Schön brav in Einerkolonne hinter den Gruppenleitern her und keinen Fuss abstellen, ohne das Grün darunter genauestens auf Orchideenrosetten zu inspizieren! Auf den Dächern gab es Tausende von blühenden, abgeblühten Orchideen oder sich entwickelnden Trieben! Jedermann gab sich Mühe, möglichst Walter Lüssi wenig Schaden anzurichten, ganz ohne ging es bei so vielen Leuten aber leider nicht, entschuldige bitte Seewasserwerk!
Bewundert und fotografiert werden konnten:
Dactylorhiza incarnata, Dactylorhiza majalis, Dactylorhiza fuchsii und Gymnadenia conopsea, Listera ovata, Epipactis palustris, Platanthera bifolia, Orchis morio, Ophrys apifera. Orchis militaris kam auch schon vor!
Dazu gesellten sich diverse Hybriden zwischen den Dactylorhiza Arten und Orchis morio, welche meist nur nach intensiver Hirnarbeit evtl. richtig zu erkennen waren!
Die folgenden Bilder zeigen, wie variabel allein Dactylorhiza incarnata aussehen kann.
Dact. incarnata forma rosea
Dact. incarnata
Dact. incarnata
Ausblick
Unseren Leitern Kathrin Spörri, Peter Blattner, Ruedi Irniger, Paolo Trevisan und Göpf Grimm entbiete ich unser aller herzlichsten Dank für die umsichtige Führung auf den Dächern und Herrn Gonella für seine interessanten Details in einer Filterhalle. Seinen Ausführungen gemäss bin ich in Zukunft sparsamer mit dem Einsatz von künstlichem Süssstoff, vor allem wenn man bedenkt, dass inmitten raffiniertester und modernster Technik am Ende ein paar wenige kleine Forellen darüber entscheiden, ob das Wasser für uns Menschen geniessbar ist!
"Ankenweid, Leimbach"
Autorin Kathrin Spörri, Fotos: Göpf Grimm, Ursula Lienhard, Roland Wüest
Der 2. Teil der Exkursion begann mit einer gemütlichen Wanderung durch den Entlisbergwald zum Aussichtspunkt auf der Autobahn A3. Die in den 1960er-Jahren als offene Schneise gebaute Autobahn wurde 2005 verbreitert und überdeckt. Gleichzeitig wurden der abgeholzte Wald und die vielen Familien-Gärten wieder ersetzt. Auf der entstandenen Magerwiese, wo teilweise Substrat von den Dächern des Seewasserwerkes ausgebracht wurde, blühten tatsächlich im hohen Gras schon zwei Orchis mascula. Gilt das wohl als Versuch, Natur und (grenzenlose) Mobilität zu vereinen?
Auf dem Weg zum Gemeinschaftszentrum Leimbach machten wir einen Abstecher zur 'Auwies', eine im Jahr 2004 auf Initiative unseres Mitglieds Daniel Weiss vom Vogelschutzverein ‚Meise Zürich 2' erstellte Naturoase. Dort, wo der alte Sihl-Kanal von der Sihl abgeleitet wird, finden Waldbienen, Hummeln, seltene Käfer und Schmetterlinge, Eidechsen, Igel, Hermeline, Vögel und viele Magerwiesen-Pflanzenarten einen geschützten Lebensraum. Neben vielen Sponsoren hatte auch die AGEO 5000.- gespendet.
Über den Kanal und das breite Bett der Sihl ging's beim Bahnhof Leimbach auf kürzestem Weg ziemlich stotzig zum GZ Leimbach, wo wir an bequemen Tischen den mitgebrachten Lunch genossen.
Übersichtsbild Frisch gestärkt nahmen wir den Steilhang der 'Ankenweid' in Angriff. Das ist ein von der Stadt Zürich gepflegtes Naturschutzgebiet am Fusse des Uetliberges, der europaweit für das grösste Eiben-Vorkommen bekannt ist (Ötzi lässt grüssen!). Von den 62 hier vorkommenden Blumenarten stehen 28 auf der roten Liste. An Orchideen entdeckten wir etliche aufblühende Dactylorhiza fuchsii, blühende Platanthera bifolia, sehr viele Listera ovata und als vorläufige Krönung zuoberst eine fotogene Orchis purpurea. Gleich daneben einen Frauenschuhhorst mit 7 Blüten. Für viele andere Kostbarkeiten war es noch zu früh, aber Immenblatt, echter Salomonssiegel, Maieriesli, Akelei, Bergflockenblume, Sanikel, Wunderveilchen und Schmerwurz erfreuten das Botaniker-Auge gleichwohl. Von den angeblich 30 Tagfalterarten flatterten nur wenige im wechselnd bedeckten Himmel.
Orchis purpurea
Frauenschuh-Biotop
Cypripedium calceolus
Cypripedium calceolus
Der steile Abstieg führte durch einen Teil der Fallätsche, ein Erosionstrichter am Osthang der Albiskette, mit einer Totalfläche von 8 ha. An der 'Felsenkammer' vorbei, wo wir noch einer ungewohnt dichten Gruppe aufblühender Epipactis atrorubens begegneten, ging's hinunter zum Rütschibach, der mit vielen Seitenarmen die Fallätsche entwässert und hie und da für neue Rutsche der Mergelschichten sorgt, ideale Bedingungen für Pionierpflanzen wie z.B. Leontodon hispidus. Wir begegneten beim Abstieg auch aussergewöhnlich vielen Türkenbundpflanzen.
Die meisten AGEO-ler waren bis hinunter zum Bahnhof Leimbach mit der Suche nach sicheren Tritten beschäftigt. Zum Glück kamen alle Teilnehmenden, wenn auch auf verschiedenen Wegen, wohlbehalten beim Bahnhof an und liessen sich von der Sihltalbahn S4 in 10 Minuten zum HB Zürich bringen.
Impressum & Datenschutz | Kontakt | Mail Webmaster | AGEO © 2023
Aktualisiert 04. 07. 2012
