Orchideen im Freizeit-/Verkehrsstress
Autoren Thomas Ulrich, Beate Waldeck, Fotos: Thomas Ulrich
Des einen Freund, des anderen Leid?
Olten ist bekanntermassen ein Verkehrsknotenpunkt. Alle Verkehrswege führen durch Olten oder ganz in der Nähe vorbei: Autobahnen, nahezu alle Zugsverbindungen Nord-Süd und Ost-West, Wanderwege, der Solothurner Waldwanderweg und Fahrradwege. Am Aarebord in Richtung Winznau führte der Inline-Skater-Weg bisher über Stock, Stein und aufgeworfenen Asphalt. Kein Wunder, dass die Stadt diesen Weg in den letzten Jahren richten wollte/musste.
Das Ziel war den Aareweg zu planieren, auf Grund des regelmässigen Hochwassers diesen auch höher zu legen und zu befestigen. Und genau hier kommen sich die Interessen der Epipactis rhodanensis und der vielen Wegbenutzer in die Quere. Ist doch das Aarebord in Olten einer der wenigen definitiv nachgewiesenen Standorte dieser Epipactis-Art.
Rhone-Stendelwurz Epipactis rhodanensis Dank unserem Kontakt zum Stadthaus und zur städtischen Umweltfachstelle konnten wir bereits vor 3 Jahren vorstellig werden und unser Anliegen, die einzelnen Standorte zu schützen, fand ein offenes Ohr. Wir haben Dank der ausführlichen Aufzeichnungen in der AGEO-Datenbank alle bekannten Fundstellen angegeben. Speziell für den letzten Bau-Abschnitt (aktuelle Standorte), der dieses Jahr erneuert wurde, konnten wir den betroffenen Bereich grosszügig markieren. In diesen Bereich wurde weder Boden abgetragen noch Aushub abgelagert.
Ufer mit neuer Befestigung
Die Arbeiten wurden mit äusserster Sorgfalt durchgeführt und trotz Eingriff konnten vor wenigen Wochen die ersten Rosetten beobachtet werden.
neuer Uferweg Der Weg ist nun zur Strasse hin nun breiter. Pflanzen, die direkt am Weg ihr zu Hause hatten, konnten nicht geschützt werden, aber alle diejenigen, die sich im Bord zur Aare ansiedelten, haben weiterhin eine Chance sich auszubreiten.
Ein ausserordentlicher Dank geht hiermit an die Stadt Olten.
Ein weiterer Oltner Orchideen-Standort (Orchis militaris) fiel der neuen Umgehungsstrasse zum Opfer. Inzwischen hat sich unser Engagement herumgesprochen: Wie es der Zufall wollte, wurden wir an dem Tag, an dem diese Zeilen geschrieben wurden, für eine Besprechung zur Biotoppflege auf Oltner Gemeindegebiet angerufen. In diesem Biotop blühten in den letzten Jahren nur eine Orchis militaris, aber zur Freude aller im letzten und in diesem Jahr jeweils mehr als 50 Ophrys holoserica.
Auch wenn die Biotope im Laufe der Jahre verschwinden sollten, so haben wir wenigstens erreicht, dass der Samen sich bis dahin weiterhin verbreiten kann.
Dass dies ein wichtiger Schritt ist, zeigt sich in der folgenden Tatsache. Auf einer extensiv benutzten Weide im Solothurner Jura wurde dieses Jahr zum ersten Mal Traunsteinera globosa nachgewiesen, zur vollen Freude des Bewirtschafters, der uns voller Stolz über „seinen“ Orchideenbestand auf dem Laufenden hält. Die nächstgelegenen Standorte der Kugelorchis sind übrigens ca. 7 bis 10 km Luftlinie vom neuen Standort entfernt.
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Aktualisiert 04. 07. 2012
