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Bocks-Riemenzunge und Ohnsporn

Text: Ruedi Peter



 

Glossar: Erläuterung der Fachbegriffe

Einleitung

Beide Gattungen (Himantoglossum und Aceras) sind submediterran oder mediterran, d. h. sie stammen aus dem Mittelmeergebiet oder aus umgebenden Gebieten.
Beide Arten sind sehr Wärme liebend und wachsen in Trockenrasen und in Magerwiesen entlang von Hecken. Beide sind bei uns gefährdet.

Himantoglossum hircinum (L.) SPRENGEL

Die Gattung Himantoglossum besteht aus 5 Arten: H. adriaticum, H. affine, H. caprinum, H. formosum und H. hircinum und aus 2 hybridogen entstandenen Arten: H. montis-tauri (SW-Türkei) und H. samariensis (Kreta). Diese sind vermutlich Kreuzungen von Himantoglossum affine und Himantoglossum caprinum.
 
Himantoglossum calcaratum ist H. caprinum mit langem Sporn.

Stängel stattliche Pflanze, 20-90 cm hoch, oben kantig, grün
Blätter am Grund 2-3 Schuppenblätter, darüber 7-13, am Grunde etwas gehäufte, nach oben kleiner werdende Laubblätter, die unteren fleischig, eiförmig-lanzettlich, bläulich-grün, zur Blütezeit meist verdorrt
Blütenstand bis 30 cm lang, dicht- und reichblütig, mit 30-80 Blüten
Blüten intensiv nach Ziegenbock riechend; Sepalen und Petalen helmförmig zusammenneigend, konkav, blass grün oder olivgrün, innen kräftig braunrot gestreift und punktiert; Sepalen eiförmig, die seitlichen 8.5-12.5 mm lang und 4-7 mm breit. Petalen linealisch, 7-10 mm lang und 1-2.5 mm breit
Lippe dreilappig, am Grund mit welligem Rand, gelblich, bläulichgrün oder schmutzig braunlila, im basalen Teil mit weisslichem Zentrum und karmin- bis purpurroten Flecken; Mittellappen 3-6 cm lang, im Knospenzustand uhrfederartig eingerollt, zur Blütezeit riemenförmig, schraubig gedreht, an der Spitze 1.5-10 mm tief gespalten; Seitenlappen 10-20 mm lang, linealisch, mehr oder weniger wellig, spitz
Sporn kegelförmig, 4-6.5 mm lang, abwärts gerichtet
Lebensraum Wärme liebende Art, in sonnigen, grasigen Hängen; Trockenrasen, Waldränder, lichtes Gebüsch, oft entlang von Hecken (Windschutz), in warmen Lagen, nur auf Kalk
Verbreitung westliches Mittelmeergebiet, Nordafrika, West- und Mitteleuropa (nördlich bis Südengland), in Gebieten mit atlantischem Klima.
In der Schweiz entlang des Jura. Vom Tiefland bis 900 m NN
Bemerkungen gefährdet durch Intensivierung der Landwirtschaft, und Zuwachsen der Biotope (Verbuschung, Brache), aber in Ausbreitung begriffen (so z. B. in Deutschland) durch Auflassen von Wiesen und durch die steigenden Durchschnittstemperaturen; Schutz der vorhandenen Standorte vordringlich!

Aceras anthropophorum (L.) AITON FIL.

Die Gattung Aceras besteht aus einer Art. Diese wurde nach genetischen Untersuchungen in Orchis überführt. Die oberflächlichen Unterschiede sind aber deutlich: Aceras hat eine gelb-braune Farbe und keinen Sporn.

Stängel 10-30 cm hoch, oben kantig, grün
Blätter am Grund Schuppenblätter, darüber 4-10 Laubblätter mit deutlich sichtbaren Nerven, bläulich-grün
Blütenstand bis 20 cm lang, dicht- und reichblütig, mit bis zu 70 Blüten
Blüten gelb oder bräunlich
Blütenblätter Sepalen und Petalen zu einem halbkugeligen Helm zusammenneigend, konkav, mit braunrotem Rand; Sepalen eiförmig, Petalen lanzettlich-linealisch
Lippe Lippe 10-15 mm lang, hängend, gelb, gelbgrün bis intensiv rotbraun, am Grund mit zwei seitlichen, weisslich glänzenden Wülsten, tief dreilappig, Mittellappen tief gespalten, oft mit einem Mittelzahn, Seitenlappen und Abschnitte des Mittellappens schmal linealisch, spitzlich endend
Sporn fehlt
Lebensraum Wärme liebende Art, in sonnigen, grasigen Hängen; Trockenrasen, Magerwiesen, Waldränder, lichtes Gebüsch, oft entlang von Hecken (Windschutz), in warmen Lagen, meist auf Kalk
Verbreitung Mittelmeergebiet (gegen Osten selten), Mitteleuropa (nördlich bis Südengland), Nordafrika, Kleinasien; in der Schweiz entlang des Jura, im Wallis, sehr selten im Tessin; vom Tiefland bis 1300 m NN
Bemerkungen gefährdet durch Intensivierung der Landwirtschaft und Zuwachsen der Biotope (Verbuschung, Brache); Schutz der vorhandenen Standorte vordringlich!
Wurde in eine eigene Gattung verbracht. Genetische Untersuchungen haben ergeben, dass sie nahe bei Orchis militaris, Orchis purpurea und Orchis simia steht. Mit diesen bildet sie auch Hybriden.
 
Biotoppflege: regelmässiges Mähen; Hecken und Gebüsch stehen lassen (Windschutz)

Weiterführende Information

Literatur

BAUMANN, H., S. KÜNKELE (1988): Die Orchideen Europas. Stuttgart.
BUTTLER, K. P. (1986): Orchideen. München.
DELFORGE, P. (2001): Guide des orchidées d'Europe, d'Afrique du Nord et du Proche-Orient. 2. Auflage. Lausanne.
REINHARD, H. R., P. GÖLZ, R. PETER, H. WILDERMUTH (1991): Die Orchideen der Schweiz und angrenzender Gebiete. Egg (Schweiz).
SCHMID, W. (1998): Orchideenkartierung in der Schweiz. - Journal Europäischer Orchideen 30(4): 689-858.
SUNDERMANN, H. (1980): Europäische und mediterrane Orchideen. Hildesheim.

Internet

www.aho-bayern.de
www.orchid-rhoen.de/art01.htm
www.blackwell-synergy.com/ (Molekulargenetik)


Ruedi Peter
Solothurnerstr. 70
4600 Olten
ruedi.peter4@bluewin.ch

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Aktualisiert 05. 03. 2009

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