2001 Jahr des Violetten Dingel
Limodorum abortivum (L.) Swartz
Ergebnisse
Im Folgenden sind die Fundresultate nach Ländern, Kantonen und Gemeinden geordnet aufgelistet; in den Klammern hinter den Gemeindenamen sind die Anzahl Fundorte / Exemplare aufgeführt:
Deutschland
Efringen-Kirchen (2/156)
Frankreich
Arcine (1/12), Cruseilles (1/9), Divonne-les-Bains (3/47), Echenevex (1/4)
Italien
Chambave (2/2), Saint-Denis (1/1), Sarre (1/6), Valmadrera (1/1)
Schweiz
Aargau Densbüren (1/36), Schinznach Dorf (1/1) Bern La Neuveville (3/8), Radelfingen (2/4), Twann (2/3) Genf Avully (2/4), (zweifelhaft Avusy (1)/2)), Cartigny (2/8), Chancy (1/1), Satigny (1/1) Graubünden Brienz/Brinzauls (2/8), Chur (1/6), Fläsch (1/1), Haldenstein (1/4), Igis (1/6), Maladers 1/3), Malans (1/1), Scheid (1/14), Tamins (1/2), Trin (1/10) Neuenburg Boudry (6/21), Cressier NE (3/25), Neuchâtel (4/49), Saint-Blaise (3/18) Tessin Arzo (1/32), Caslano (2/6), Lugano (1/3), Morbio Inferiore (1/19) Vaud Bonvillars (1/1), Champagne (4/58), Concise (4/18), Corbeyrier (2/4), Gingins (2/7), La Rippe (2/3), Lavey-Morcles (1/2), Montcherand (3/3), Ollon (11/48), (zweifelhaft Premier (1/1), Romainmôtier-Envy (1/1)), Valeyres-sous-Rances (1/2) Wallis Ardon (9/241), Ausserberg (9/104), Ayent (9/51), Bratsch (2/9), Chamoson (1/1), Chermignon (1/11), Collonges VS (1/9), Conthey (2/21), Fully (4/114), Gampel (1/5), Hohtenn (6/27), Icogne (1/2), Lens (9/203), Leuk (7/111), Leytron (1/1), Martigny-Combe (1/8), Nax (3/30), Niedergesteln (3/15), Orsières (1/27), Ried-Brig (1/2), Saillon (2/19), Saint-Maurice (1/1), Savièse (2/37), Saxon (1/27), Sembrancher (1/17), Sion (6/143), Vionnaz (3/19), Visp (3/12), Visperterminen (4/48), Vollèges (4/37), Zeneggen (2/10)
Biotop
Aus der Charakteristik der Pflanzen ergeben sich ihre Standortansprüche.
Limodorum abortivum gehört zu den Arten, die keine grünen Laubblätter entwickeln,
und ist lebenslang auf Wurzelpilze angewiesen. Sie verlangt tiefgründigen Boden,
der nie vollständig austrocknet. Man findet sie vor allem auf basenreichem Substrat,
eher im Halbschatten. Als mediterrane Pflanze besiedelt sie ausschliesslich
trocken-warme südexponierte Flächen.
Die Verbreitung entspricht etwa den nicht kultivierten Teilen unserer
Weinbaugebiete, mit Ausschluss der Ostschweiz: Das Rhonetal ab Ried-Brig bis auf die Höhe
von Aigle und bis ins Val d'Entremont hinein, der Jurasüdfuss vom Bielersee bis in den
Kanton Genf mit seinem französischen Umland, das Churer Rheintal und das Sottoceneri,
aber auch drei isolierte Fundorte in der Nordwest-Schweiz. In der nördlichen Nachbarschaft
kommt der Dingel nur am Oberrhein mit dem Kaiserstuhl vor, während er im Süden nicht
gerade selten ist. In den extrem trockenen Gebieten des Mittelwallis und des Aostatales findet er
sich fast nur in der Nähe von Wasserfuhren oder Bachläufen. Er fehlt praktisch ganz im
Mittelland, auf den Jurahöhen, auf der Nordabdachung der Alpen, aber auch in solchen
inneralpinen Tälern, wo genügend Niederschläge fallen.
Es erstaunt deshalb nicht, wenn ältere Fundangaben z.B. im Luzerner Mittelland, im Solothurner
Wasseramt, im Prättigau oder im oberen Val d'Illiez nicht bestätigt werden konnten.
Die Höhenverbreitung entspricht der in der Literatur genannten: 280 m am Monte Caslano
(240 m im deutschen Istein) bis 1470 m an der Lötschberg-Südrampe.
Gefährdung
Für wärmeliebende Orchideen sind Strassenränder und -böschungen ideale
Wuchsorte. Weil diese dank immer raffinierteren Maschinen fast mühelos gemäht
werden können, fallen Arten mit solchen Standortansprüchen dem Übereifer
der Strassen- und Waldarbeiter zum Opfer. Dass kurvenreiche Bergstrassen vom Buschwerk
befreit werden, leuchtet noch ein, wenn es nicht zu radikal geschieht. Dass aber kaum
befahrene Waldwege „gepflegt” werden wie ein Golfplatz, ist bestimmt nicht sinnvoll. Wenn andererseits der Wald zu stark zuwächst, d.h. zu wenig Licht und zuviel Unterwuchs
erhält, treibt der Dingel nicht mehr aus.
Die landwirtschaftliche Nutzung bedroht gute Wuchsorte. Im Süden unseres Landes existiert
noch die Waldweide, die - wenn intensiv ausgeübt - botanisch recht problematisch ist.
Aber auch wo der Wald an und für sich den vollen Schutz geniesst, sind dort die
Waldränder für die Orchideen verloren, wenn die Weidezäune statt mit dem
nötigen Abstand an den äussersten Bäumen festgemacht werden.
Es gelten auch die üblichen Gefährdungen durch Überbauung von
Sonnenhängen, Strassenbauten und -verbreiterungen, unsensibles Düngen u.v.a.m.
Wenn man berücksichtigt, dass der Dingel nur unregelmässig blüht und eine
Saison eigentlich zu kurz ist, um alle möglichen Standorte abzusuchen, ist es auch
diesmal erstaunlich, wie viele Angaben bestätigt und neue Vorkommen gefunden werden konnten.
Autoren: Kurt Buchecker / Ruedi Irniger
Alle Ergebnisse vom "Jahr der ..."
2001: Limodorum abortivum 2002: Epipactis atrorubens 2003: Jahr des Kanton Aargau 2004: Malaxis monophyllos 2005: Cephalanthera damasonium 2006/2007: Ophrys holoserica 2008/2009: Listera cordata 2010: Breitblättrigen Stendelwurz 2011/2012: Holunder-Fingerkraut 2013/2014: Fliegen-Ragwurz 2015: Langspornige Handwurz 2016/2017: Kugelorchis 2018: Männliches Knabenkraut 2019/20: 5 Wald-Epipactis-Arten 2021: Frauenschuh 2022: Einorchis 2023: Korallenwurz
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Aktualisiert 05. 03. 2009