2004 Jahr des zarten oder kleinblütigen Einblattes,
Malaxis monophyllos (L.) Swartz
Ergebnisse
Ein Blick auf die Fundort-Grafiken (vgl. Mitteilungsheft) zeigt, dass durch die Aktivitäten unserer
Mitglieder eine beachtliche Anzahl älterer Fundangaben aktualisiert werden konnte.
Ausserdem sind zusätzlich 16 Quadranten (RF/Q) neu mit aktuellen Funden belegt.
Einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entwickelten so etwas wie einen "sechsten Sinn"
für das Aufspüren von malaxis-trächtigem Gelände, natürlich mit
Hilfe topografischer und geologischer Karten.
In Graubünden konnte die Art an etlichen früheren Fundstellen nicht mehr
bestätigt werden. Die Frage, ob der heisse, trockene Sommer 2003 oder andere
Faktoren zum eher mässigen Ergebnis in diesem Kanton geführt haben,
lässt sich nicht schlüssig beantworten.
Unbestätigt blieben auch die meisten alten Angaben aus dem Kanton Obwalden
sowie die einzigen Fundmeldungen aus den Kantonen Luzern und Tessin.
Land/ Kanton |
Gemeinden (Fundorte/Exemplare) | Fundorte | Anzahl |
FL | Triesenberg (5/44), Vaduz (1/28): 2 | 6 | 72 |
AI | Rüte (1/2): 1 | 1 | 2 |
BE | Brienz (2/9), Innertkirchen (1/1), Iseltwald (1/13), Saxeten (1/3): 4 | 5 | 26 |
GL | Luchsingen (3/20), Matt (2/2), Mühlehorn (1/1): 3 | 6 | 23 |
GR | Bergün/Bravuogn (1/2), Conters im Prättigau (1/32), Fideris (2/4), Filisur (7/37), Flims (1/1), Klosters-Serneus (11/133), Scuol (2/8), Thusis (1/1), Tiefencastel (1/2), Versam (1/4), Wiesen (1/2): 11 | 29 | 226 |
NW | Emmetten (6/19), Wolfenschiessen (2/5): 2 | 8 | 24 |
OW | Engelberg (1/1), Kerns (2/8): 2 | 3 | 9 |
SG | Amden (6/60), Mels (1/3), Pfäfers (11/66), Vilters-Wangs (1/1): 4 | 19 | 130 |
SZ | Einsiedeln (1/3), Muotathal (5/26), Schwyz (3/9), Vorderthal (1/1): 4 | 10 | 39 |
UR | Attinghausen (1/6), Bürglen UR (1/1), Erstfeld (3/9), Schattdorf (2/5), Sisikon (1/72), Unterschächen (2/9): 6 | 10 | 102 |
FL | 2 | 6 | 72 |
CH | 37 | 91 | 581 |
Total: 39 | 97 | 653 |
Biotop
Unsere Malaxis gedeiht nur dort, wo ein ausreichender Kalkgehalt im Boden vorhanden ist.
Dass sie nordexponierte, extensiv oder kaum beweidete, grasige und leicht feuchte Hänge
zwischen 1000 und 1700 m ü.N.N. bevorzugt, hat sich bei den diesjährigen
Suchaktionen klar bestätigt. Etliche der neu entdeckten Vorkommen sind in solchen
Berghängen aufgefunden worden, die im obersten Bereich oft in hohen Felswänden
enden. Grasige Stellen mit M. monophyllos sind manchmal auch in der Nähe von
Bergbächen anzutreffen, so z.B. zwischen Filisur und Bergün in NE-Exposition,
aber im Schatten des Waldsaumes, bei Wiesen sogar in W-Exposition. Diese Fundstelle
liegt jedoch in einem relativ tiefen Bacheinschnitt mit umgebendem Wald, also wahrscheinlich
in einem kleinen Gebiet mit kühlem Mikroklima.
Es gibt noch eine offene Frage: Wieso existieren keine Fundmeldungen, weder alte noch neue,
aus den Gebieten westlich bis südwestlich des Lauterbrunnentales bzw. des Saxettales
(südlich von Interlaken)? Wenn man die geologische Karte konsultiert, so stellt man
fest, dass sich bestimmte Gesteinsformationen vom Raum Interlaken bis zum oberen Genfersee
erstrecken. Die Mehrzahl davon dürfte aus kalkhaltigem Material aufgebaut sein. Ein
Vorkommen von M. monophyllos wäre in diesen Gebieten vermutlich möglich oder ist
zumindest nicht total auszuschliessen. Mit gezielten Suchaktionen könnte die Art in
diesen Landesteilen vielleicht noch entdeckt und das Wissen um deren Verbreitung erweitert
werden.
Dass Überraschungen jederzeit möglich sind, zeigt der Erstnachweis von
Malaxis monophyllos im Kanton Appenzell-Innerrhoden vom Sommer 2004.
Gefährdung
Malaxis monophyllos ist in der Schweiz eine relativ seltene Art und könnte auf
Grund ihrer speziellen Standortansprüche eigentlich als "nicht besonders gefährdet" eingestuft werden. Dem ist jedoch nicht immer so. Einerseits werden Hänge mit
Malaxis-monophyllos-Populationen manchmal zu intensiv beweidet, andererseits wachsen
Fundstellen mangels Nutzung zu, so dass die Vorkommen infolge Lichtmangels verschwinden.
Pflanzen an Wegrändern und Wegböschungen sind fast immer akut gefährdet,
weil Letztere auch in höheren Lagen oft zu früh oder zu radikal "gepflegt"
werden. Bei Thusis z.B. ist im Sommer 2004 ein Bergweg saniert und verbreitert worden.
Dabei wurden fast alle geeigneten Wuchsstellen zerstört, und die Art konnte hier
nicht mehr bestätigt werden. Bei Bergün ist ein kleineres Vorkommen im
Waldrandbereich einer Mähwiese verschwunden, weil der anstossende Wald geschlagen
wurde und die Wiese jetzt bis zum ehemaligen Waldrand gedüngt wird.
Malaxis monophyllos dürfte sich in der Schweiz auch in Zukunft halten können.
Aber sie wird vermutlich zunehmend in eher unzugänglichem Gelände mühsam
aufzustöbern sein.
Wir danken allen für ihren Einsatz und zählen weiterhin auf ihre Unterstützung.
Autoren: Ruedi Irniger / Walter Schmid
Alle Ergebnisse vom "Jahr der ..."
2001: Limodorum abortivum 2002: Epipactis atrorubens 2003: Jahr des Kanton Aargau 2004: Malaxis monophyllos 2005: Cephalanthera damasonium 2006/2007: Ophrys holoserica 2008/2009: Listera cordata 2010: Breitblättrigen Stendelwurz 2011/2012: Holunder-Fingerkraut 2013/2014: Fliegen-Ragwurz 2015: Langspornige Handwurz 2016/2017: Kugelorchis 2018: Männliches Knabenkraut 2019/20: 5 Wald-Epipactis-Arten 2021: Frauenschuh 2022: Einorchis 2023: Korallenwurz 2024: Kleines Knabenkraut
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Aktualisiert 26. 03. 2015
