2005 Jahr des Weissen Waldvögelein
Cephalanthera damasonium (Miller) Druce
Ergebnisse
Fundorte
54 Kartierungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter haben sich dankenswerterweise 2005 an den
Suchaktionen der Cephalanthera damasonium beteiligt. Manche Quadranten waren bereits aktuell,
trotzdem fehlte es nicht an Überprüfungsarbeit, was die Karte mit den untersuchten
Rasterfeldern/Quadranten (RF/Q) dokumentiert. Besonders fällt auf, dass einige wenige alte
Fundmeldungen aus Graubünden und dem Nordtessin, aber auch etliche aus der Innerschweiz und
besonders aus Teilgebieten des Mittellandes bis in die Gegend des oberen Genfersees hin nicht
bestätigt werden konnten. Gründe dafür sind schwierig zu definieren. Teilweise
wurde gemeldet, dass die fraglichen Wälder sich kaum mehr "damasoniumträchtig"
präsentieren würden. Möglicherweise siedelt sie sich bei günstigen Bedingungen
nur vorübergehend an einem Ort an, um bei schlechter werdenden Voraussetzungen wieder zu
verschwinden. Überhaupt ist C. damasonium manchmal eine ziemlich unberechenbare Art, da sie
an einem vermuteten Wuchsplatz fehlen kann, dann aber an einer anderen Stelle auftritt, wo man sie
eigentlich gar nicht erwartet hätte. Einen negativen Beitrag zu den Wuchsbedingungen haben
vielleicht auch der Sturm "Lothar" sowie der Hitzesommer 2003 geleistet (wenigstens was
C. damasonium betrifft). Das erst seit wenigen Jahren bereits im Frühjahr praktizierte
rigorose Ausmähen der meisten Weg- und Strassenböschungen (auch an Waldwegen)
dürfte unsere Suchaktionen ebenfalls negativ beeinflusst haben.
Aus der Karte ist klar ersichtlich: Einerseits liegt das Vorkommen von C. damasonium
in Gebieten mit kalkhaltigem Untergrund bis gegen 1500 m NN sowie andererseits erkennt
man das dürftige Auftreten in manchen Teilen des Mittellandes. Letzteres ist eher
überraschend, da in manchem Wald dieser Gebiete C. damasonium - Vorkommen vermutet
wurden. Mit zusätzlichen Suchaktionen könnte das Kartenbild vielleicht an
einigen Stellen noch verbessert werden.
Die detaillierten Ergebnisse finden Sie im Heft 1/2006.
Biotop
Einige kritische Bemerkungen im Zusammenhang mit den hauptsächlichen Biotoptypen sind in den
vorangehenden Zeilen enthalten. An der Tatsache, dass C. damasonium unterschiedliche Wuchsorte
besetzt, hat sich nichts geändert. Die Art kommt sowohl in relativ lichtarmen Fichtenmonokulturen
wie in hellen Buchen- oder Laubmischwäldern, an Wegböschungen oder dem Wald angrenzenden Wiesen
vor. Zudem erobert sie Sekundärstandorte, wie z.B. Hecken und andere passende Stellen in Gartenanlagen
im Siedlungsgebiet und auch Waldwegränder mit (wahrscheinlich) ortsfremdem Schottereintrag. Wie lange
sie sich jedoch an solchen Stellen zu halten vermag, wäre noch genauer zu erforschen.
Gefährdung
Grundsätzlich ist C. damasonium noch wenig gefährdet, da sie in unterschiedlichen Biotoptypen existieren kann. Das Problem mit den zu früh geschnittenen Weg- und Strassenböschungen ist bereits erwähnt worden. Die neuere Praxis, das abgeschlagene Astmaterial von gefällten Waldbäumen vor Ort liegen und verrotten zu lassen, scheint für einige Orchideenarten (und andere Pflanzen) nicht besonders förderlich zu sein, da diese darunter wahrscheinlich mehrheitlich ersticken. Den Langzeiteffekt dieser Methode kennen wir heute allerdings noch kaum. Ebenfalls unklar bleiben die Auswirkungen des bekannten Stickstoffeintrags aus der Luft auf die Orchideen und die übrige Vegetation. Dass sich Schnecken manchmal gerne an C. damasonium gütlich tun, kann immer wieder beobachtet werden. Dies dürfte jedoch zum natürlichen Ablauf im Naturgeschehen gehören und keine gravierenden Folgen für deren Fortbestand haben.
Wir danken allen für ihren Einsatz und zählen weiterhin auf ihre Unterstützung.
Autoren: Ruedi Irniger / Walter Schmid
Alle Ergebnisse vom "Jahr der ..."
2001: Limodorum abortivum 2002: Epipactis atrorubens 2003: Jahr des Kanton Aargau 2004: Malaxis monophyllos 2005: Cephalanthera damasonium 2006/2007: Ophrys holoserica 2008/2009: Listera cordata 2010: Breitblättrigen Stendelwurz 2011/2012: Holunder-Fingerkraut 2013/2014: Fliegen-Ragwurz 2015: Langspornige Handwurz 2016/2017: Kugelorchis 2018: Männliches Knabenkraut 2019/20: 5 Wald-Epipactis-Arten 2021: Frauenschuh 2022: Einorchis 2023: Korallenwurz 2024: Kleines Knabenkraut
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Aktualisiert 05. 03. 2009
