2011 & 2012 Orchidee des Jahres: Holunder-Fingerwurz
Dactylorhiza sambucina (L.) Soo
Zusammenfassung
53 unserer Mitglieder haben mit grossem Einsatz am Kartierungsprogramm der letzten zwei Jahre teilgenommen, viel Zeit in Exkursionen investiert und wohl auch viel Schweiss in teilweise unwegsamem Gelände vergossen. Herzlichen Dank!
Rund 80 RF/Q (Rasterfeld/Quadrant) galt es in den letzten zwei Jahren in der Schweiz zu überprüfen, weil die zugehörigen Funddaten nicht mehr dem aktuellen Stand (nach 1.1.2000) entsprachen (69 RF/Q), weil nur Fremddaten (5) oder nur RF/Q-Angaben (6) existierten. Für 129 RF/Q sind Fundmeldungen eingetroffen; 23 davon sind aktualisiert und 32 bestätigt worden. 65 konnten leider nicht mehr bestätigt werden, dafür ist die Art in 9 Quadranten zum ersten Mal nachgewiesen worden.
Total haben wir 414 Meldungen von 324 Fundorten erhalten. Dieser Unterschied erklärt sich dadurch, dass die Farbvarianten oft einzeln aufgeführt worden sind, aber auch damit, dass unsere Kartierer manche Fundorte nach dem etwas frustrierenden Jahr 2011 nochmals überprüft und gemeldet haben.
Alle genauen Details kann man im Mitteilungsheft 1/2013 nachlesen können.
Verbreitung
Das Studium der neuen Karte zeigt Folgendes: Verdichtung der aktuellen Quadranten im Wallis, im oberen Tessin sowie im Grenzgebiet der Waadtländer-/Freiburger- und Berneralpen, jedoch kaum Aktualisierungen im südlichen Tessin und im mittleren Jura. Das Verbreitungsgebiet der Holunder-Fingerwurz scheint sich mit wenigen Ausnahmen auf die silikatreichen Böden der Alpen zu beschränken.
Neben erfreulich vielen Fundmeldungen aus den Kantonen Wallis und Waadt sowie aus dem benachbarten Italien muss die Ausbeute leider als recht bescheiden bezeichnet werden.
Im Jura sind nordöstlich des Lac de Joux nur noch drei Quadranten aktuell, davon konnte in den letzten zwei Jahren einzig ein Standort am Chasseral bestätigt werden, an den anderen beiden war die Art nicht mehr auffindbar. Dieselbe Entwicklung zeigt sich übrigens auch im französischen Jura. Ob die isolierte Population am Chasseral überleben kann, ist fraglich.
In den karbonatreichen Gebieten der Kantone Bern und Freiburg sowie im Sottoceneri fallen ebenfalls die zahlreichen Nullmeldungen auf.
Gefährdung
Dactylorhiza sambucina bevorzugt saure oder zumindest oberflächlich saure Böden und sollte diese eigentlich auch in den oben erwähnten Gebieten vorfinden. Woher also dieser drastische Rückgang?
Eine plausible Erklärung wäre natürlich zum einen die Intensivierung der Land- und Alpwirtschaft und die damit verbundene Übernutzung und Überdüngung der Böden, zum andern aber auch ein zunehmender Ausbau der Infrastruktur für den Tourismus (Skipisten, Beschneiungsanlagen, Rutschbahnen, Bikerpisten). Diese Tatsachen spielen selbstverständlich eine wichtige Rolle, da sie aber nicht flächendeckend geschehen, wäre diese Erklärung zu einfach.
Die letzten zwei Jahre waren speziell nördlich der Alpen ausgesprochen niederschlagsarm. Im Frühling 2011 fiel weniger als die Hälfte der durchschnittlichen Menge, und auch im Februar und März 2012 blieben die Regenmengen unter dem Durchschnitt.
Waren die Böden in tieferen Lagen deshalb zu trocken, während in höheren Regionen bis im Frühling Schnee lag, sodass die Pflanzen genügend Feuchtigkeit hatten? Ist die Holunder-Fingerwurz "ein Opfer der Klimaveränderung", oder hatten wir einfach nur Pech, zwei der magersten „Orchideen-Jahre“ der letzten Zeit für unser „Jahr der Dactylorhiza sambucina“ ausgewählt zu haben?
Zusammenfassung
Land/Kanton | Gemeinden | Fundorte (+) | Fundorte (-) |
Frankreich | 2 | 3 | - |
Italien | 6 | 33 | 1 |
Schweiz | 108 | 212 | 68 |
Total: | 116 | 248 | 69 |
Fundorte mit Negativmeldungen | 69 | ||
Fundorte mit 1 bis 10 Exemplaren | 121 | ||
Fundorte mit 11 bis 100 Exemplaren | 95 | ||
Fundorte mit 101 bis 1000 Exemplaren | 32 |
Ruedi Irniger, Werner Hottinger (Verantwortliche Kartierung bzw. "Jahr der ...")
Alle Ergebnisse vom "Jahr der ..."
2001: Limodorum abortivum 2002: Epipactis atrorubens 2003: Jahr des Kanton Aargau 2004: Malaxis monophyllos 2005: Cephalanthera damasonium 2006/2007: Ophrys holoserica 2008/2009: Listera cordata 2010: Breitblättrigen Stendelwurz 2011/2012: Holunder-Fingerkraut 2013/2014: Fliegen-Ragwurz 2015: Langspornige Handwurz 2016/2017: Kugelorchis 2018: Männliches Knabenkraut 2019/20: 5 Wald-Epipactis-Arten 2021: Frauenschuh 2022: Einorchis 2023: Korallenwurz
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Aktualisiert 19. 02. 2013